Dank Digitalisierung erfolgreich im internationalen Markt

insight 1/2018

In nur vier Jahren haben zwei innovative Brüder ein Unternehmen aufgebaut, das weltweit exportiert und Verträge mit den grössten Milchpulverproduzenten von Europa abschliesst. Swiss Can Machinery besteht im internationalen Markt dank höchster Effizienz in Entwicklung und Produktion. Möglich macht dies die Digitalisierung mit Teamcenter und NX sowie die Automatisierung mit dem TIA Portal von Siemens.

 

Wer einen Schweizer Maschinenhersteller aufsucht, erwartet einen traditionellen Betrieb mit langjähriger Geschichte und gesetzten Managern. Bei Swiss Can Machinery in Berneck wird der Besucher überrascht: Marc und Michael Grabher, zwei junge Unternehmer, sprühend vor Begeisterung und Energie, öffnen die Tür. Vor nur vier Jahren gründeten sie ein Start-up – heute gehören sie zu den wichtigen Playern im Markt und exportieren bis zu vier Anlagen pro Jahr nach China, Dänemark, Korea oder Singapur.



Konkurrenzfähig dank Effizienz

 

Das Unternehmen liefert Komplettanlagen, von der Entnahme der leeren Dosen oder Gläser über deren Entkeimung und Befüllung bis zur Palettierung der Kartons mit den fertigen Produkten. Es ist spezialisiert auf Nahrungsmittel, bei deren Produktion und Verpackung besondere Hygieneanforderungen gelten. Die grösste Kundengruppe ist die Babynahrungsbranche mit Milchpulver für Kleinkinder, unter anderem mit Allergien oder Laktoseintoleranz. Entwickelt und produziert werden die Anlagen in der Schweiz.

 

Wie schafft es das Unternehmen, trotz der hohen Personal- und Standortkosten Anlagenbauern im Ausland die Stirn zu bieten? Dazu Marc Grabher, der sich als CTO um alle technikrelevanten Belange kümmert: «Diesen Markthürden treten wir mit einer aussergewöhnlichen Effizienz gegenüber – sowohl in der Entwicklung als auch in der Produktion.» Swiss Can Machinery setzte von Anfang an konsequent auf Digitalisierung und optimierte Prozesse. «Jede Anlage ist einzigartig, die Workflows sind aber immer dieselben.» Die Gründer investierten im ersten Jahr die Hälfte ihres Startkapitals in Software – darunter Teamcenter, die Product Lifecycle Management Software von Siemens, und das 3D-CAD-System NX.



Leistungsfähige Software

 

Jede Anlage, die Swiss Can Machinery in den vier Jahren gebaut hat, jede CAD-Zeichnung und jede Schraube ist im Teamcenter erfasst. «Eine Anlage besteht etwa aus 180 000 Einzelteilen und wir haben fast 250 Lieferanten», schätzt Marc Grabher. «Um diese Datenmengen zu verwalten, braucht es leistungsfähige Software wie Teamcenter.»

 

Entscheidend für die Effizienz ist auch der modulare Aufbau der Anlagen. «Für die vier Anlagen, die wir pro Jahr ausliefern, produzieren wir 10 000 CAD-Zeichnungen», schätzt Marc Grabher. «Und das mit nur fünf Konstrukteuren. Deshalb muss eine neue Zeichnung in kurzer Zeit erstellt werden können, sonst wären wir viel zu langsam und zu teuer.»

 

Auch die Hallen der Kunden sind als 3D-Modelle im Teamcenter abgebildet. «Immer mehr Kunden möchten ihre bestehende Anlage erweitern», erzählt Michael Grabher, CEO und Verantwortlicher für Finanzen und Verkauf. «Um neue Module zu integrieren, müssen wir die Schnittstellen genau kennen. Wenn sie in Teamcenter abgebildet sind, ist es nicht nötig, die Halle vor Ort auszumessen. »



Hohe Anforderungen an die Hygiene

 

Die Anforderungen der Anlagen sind hoch, denn die Produkte werden in Reinraumatmosphäre abgefüllt. Kritisch ist insbesondere der Restsauerstoff, der in den abgefüllten Dosen enthalten sein darf. Swiss Can Machinery liegt in diesem Bereich mit einem Restsauerstoffwert von 0,5 Prozent an der Spitze im Markt. Sämtliche Metallteile, die mit den Produkten in Kontakt kommen, sind aus rostfreiem Edelstahl gefertigt und so konstruiert, dass kein Schmutz in Ecken oder Vertiefungen hängen bleibt. Die Anlagen erfüllen die strengen Anforderungen der Lebensmittelüberwachungsbehörde der USA (FDA) und des europäischen Pendants (EHEDG).

 

Bei der Konfiguration und der Inbetriebnahme der Anlage kommt das TIA Portal ins Spiel. Das Unternehmen hat seine Software mit dem Optionspaket Multiuser Engineering ergänzt. So können die Konstrukteure parallel und unabhängig an einem Projekt arbeiten, was die Projektierungszeiten wesentlich reduziert. Der nächste Schritt ist die Verknüpfung von Teamcenter und TIA Portal für eine konsistente Datenhaltung und Ablage und für die Verwaltung und Pflege sämtlicher Maschinendaten.



Potenzial der Daten nutzen

 

Die Digitalisierung macht bei Swiss Can Machinery auch vor den Anlagen nicht halt. Mit jeder neuen Generation wird die Mechanik einfacher. Ziel ist, alles mit Software zu steuern. Denn so sind alle Einstellungen und Daten digital vorhanden, was eine umfassende Fernwartung möglich macht. Dazu will Swiss Can Machinery die weltweit verteilten Anlagen von ihrem Standort aus überwachen und auch präventive Wartung betreiben. Michael Grabher erklärt: «So können wir einen ungeplanten Stillstand verhindern und eine hohe Verfügbarkeit garantieren. Dies verschafft uns einen gewichtigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.»

 

Swiss Can Machinery rüstet sich derzeit für die grosse Datenmenge, die eine Überwachung der Anlagen bringt. Dazu Michael Grabher: «Es fallen immer mehr Daten an, das lässt sich nicht verhindern. Wenn man sie jedoch von Anfang an richtig ablegt und nutzt, bergen sie grosses Potenzial. Das werden wir nutzen.»