Im aargauischen Birr wird mit der grossen Schaufel angerichtet: Pro Jahr baut das Kies- und Betonwerk der Kibag AG rund 230 000 Tonnen Kies ab. 2018 modernisierte das Unternehmen die Anlage und setzte dabei auf Produkte von Siemens: Die Verladestation ist komplett umgebaut und wird heute mit einer neuen Steuerung betrieben.
Seit Ende Januar 2019 gehört das Kies- und Betonwerk der Kibag in Birr zu den modernsten und effizientesten seiner Art: Früher sass eine Person in der Zentrale vor dem Bildschirm und kommunizierte über Funk mit den Mitarbeitenden im ohrenbetäubend lauten Werk – heute kann eine Person allein von einem beliebigen Ort auf dem Gelände aus die Anlagen betreiben. Sowohl die Maschinen im Kieswerk, wie Förderbänder oder Brecher, als auch das Verladen des Materials auf die Eisenbahn lassen sich mobil und einfach über das Tablet steuern. Auch Störungen an der Anlage können seit dem Umbau einfacher aufgespürt werden und lassen sich direkt vor Ort über das Tablet beheben, welches per drahtloser Kommunikation mit der Anlage verbunden ist. Dazu hat die Louis Stuber AG zwei Zugriffspunkte Scalance W786 auf dem Gelände eingerichtet.
Mit der Modernisierung des Werks nahm Kibag auch die Bahnverladestation, die rund zehn Jahre stillstand, wieder in Betrieb. So wird das Betonwerk in Zürich Tiefenbrunnenheute per Bahn mit Rohmaterial versorgt. Etliche Teile der Station waren veraltet und Ersatzteile waren kaum noch zu finden. Mit dem Umbau erhöhten die Betreiber zudem den Automatisierungsgrad des Werks massiv – doch bei einigen Aufgaben ist der Mensch der Maschine noch immer überlegen. So müssen zum Beispiel die Mitarbeitenden von Auge kontrollieren, ob die Waggons präzise unter dem Förderband stehen oder dass die Bahnwagen korrekt befüllt sind, bevor sie auf die Schiene dürfen. In dieser staubigen Umgebung kann kein Sensor das menschliche Auge ersetzen.
Langjährige Erfahrung mit Produkten von Siemens
Für den Materialabzug, also für das Verladen auf Lastwagen und Bahn sowie für die Beschickung des Betonwerks, entwickelte die Louis Stuber AG eine neue Elektronik. Das Unternehmen aus Kirchberg bei Bern integrierte drei neue Schaltschränke und bestückte diese vollständig mit Komponenten von Siemens – von der fehlersicheren Steuerung über Motorschutzschalter und Schützen bis zu Frequenzumformern und Sanftstartern. Durch die Sanftstarter fahren die Maschinen beim Start ruckfrei an. Dies verhindert Schäden an den Antriebseinheiten durch übermässige Schläge und dämpft die Spannungsspitzen im Netz.
Die Louis Stuber AG arbeitet seit über 30 Jahren mit Produkten von Siemens, dazu Alfred Bütikofer, Geschäftsführer in dritter Generation: «Dank unserer grossen Erfahrung mit Produkten von Siemens fiel uns die Auswahl der Komponenten für diese Anlage leicht – obwohl kein Kieswerk dem anderen gleicht.» Mit kompakten ET200SP Peripheriemodulen konnte die neue Steuerung in die bestehenden Schaltschränke integriert werden.
Die Simulation gab uns die Gewissheit, dass die Systeme wie gewünscht zusammenspielen.Lukas Buri, Projektleiter Louis Stuber AG
Zusammenspiel von kommerziellen und technischen Daten
Im Kieswerk übernahmen die Techniker alle mechanischen Komponenten und die acht Schaltschränke. Sie installierten eine neue S7-1500 Steuerung und neue Peripheriemodule und verdrahteten die Schaltschränke neu. Dabei galt es, die vom Auftraggeber festgelegten Anlagecodes und die vorgegebene Netzwerkstruktur zu berücksichtigen.
Gefordert waren in diesem Projekt auch die Softwareentwickler. Denn ein Auftrag, wird mit den dazugehörigen Kundendaten erfasst und die Ausführung protokolliert. Lieferschein und Rechnung werden automatisch generiert. Die Louis Stuber AG entwickelte die Schnittstelle, damit das betriebseigene System der Kibag mit der Software von Siemens kommunizieren und auf kommerzielle, betriebliche und technische Daten zurückgreifen kann. Die neue Visualisierung auf den Bedienelementen basiert auf dem SCADA-Visualisierungssystem WinCC Professional von Siemens.
Gute Planung ist die halbe Miete
Jeder Tag, an dem ein Werk stillsteht, bedeutet grosse finanzielle Einbussen für den Betreiber. Umso wichtiger war die gründliche Vorbereitung des Umbaus. Da es sich um eine bestehende Anlage handelte und die Maschinen nicht ersetzt wurden, konnte der Betrieb im Vorfeld mit der Testumgebung Simatic S7 PLCSIM simuliert werden, dazu Projektleiter Lukas Buri von Louis Stuber AG: «Die Abteilung Betriebstechnik der Kibag hatte ihr eigenes Dispositionssytem bestens für die Integration vorbereitet. Und die Simulation gab uns die Gewissheit, dass die Systeme wie gewünscht zusammenspielen. So konnten wir die eng terminierte Inbetriebnahme in Angriff nehmen.»
Die Zusammenarbeit mit den Projektleitern des Auftraggebers und dem Personal vor Ort verlief reibungslos. Dem sechsköpfigen Team gelang es sogar, die geplante Zeit für die Umbauarbeiten zu unterbieten; nach zwei Wochen konnte das Kieswerk seinen Betrieb wieder aufnehmen. Lukas Bachmann, Projektleiter Steuerungen bei Kibag, lobt die Zuverlässigkeit des Integrators: «Nur dank der hohen Terminverbindlichkeit konnten wir den sportlichen Zeitplan einhalten. Auch die Wünsche des Bedienpersonals während der Inbetriebnahme wurden effizient und ohne Umstände umgesetzt.»