Endlich zu Höchstleistungen auflaufen
Was tun, wenn das Potenzial einer Anlage nur zu einem Viertel ausgelastet wird? Wenn zudem jede Änderung eine aufwändige Steuerungsvalidierung bedeuten würde? Genau genommen gibt es da nur zwei Möglichketen: sich an die Gegebenheiten anpassen oder sie verändern. Das Unternehmen Siegfried entschied sich für die Veränderung.Die Hochdruck-Hydrieranlage der Firma Biazzi, die seit 1996 Zwischenprodukte mithilfe von Edelmetallkatalysatoren herstellte, wurde aus- bzw. umgebaut. „Wir wollten die Anlage neu mit einem Betriebsdruck von 40 bar betreiben und auf Mehrzweckcharakter umrüsten, um verschiedene Produkte herstellen zu können“, berichtet Roland Schürmann, Produktionsleiter bei Siegfried. Denn obwohl die Anlage werksseitig auf einen Betriebsdruck von 40 bar ausgelegt war, konnte sie nur mit 10 bar betrieben werden. Der Grund: Das Prozessleitsystem musste auf ein vordefiniertes Produkt angepasst werden. Der Prozess wurde weiterentwickelt, doch die Parametrierung und Anpassung weiterer Komponenten erwiesen sich mit dem alten Prozessleitsystem als schwierig und wenig benutzerfreundlich. Dabei sollte „die Bedienung eigentlich so übersichtlich und einfach wie möglich sein“, findet Schürmann. Damit dieses Ziel erreicht werden konnte, beauftragte Siegfried die CTE ControlTech Engineering in Liestal mit dem Projekt.
Mit Ihrem Siemens Partner zu mehr Produktivität
Als Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen hat sich CTE auf die Automation von chemischen und biotechnischen Prozessen sowie auf die Gebiete Industrial IT und Informatik spezialisiert. Dabei umfasst das Dienstleistungsangebot des Siemens Solution Partners den gesamten Bereich von Planung und Detailengineering über die Implementierung und Installation bis hin zu Optimierung, Anlagenbetreuung und Unterhalt. Mit seiner Kompetenz in der Produktionsautomatisierung pharmazeutischer Prozesse war das Unternehmen natürlich der ideale Ansprechpartner für dieses Projekt.Das richtige Prozessleitsystem
Zunächst wurde nach einem neuen Prozessleitsystem gesucht. Schnell fiel die Wahl auf SIMATIC PCS 7 mit einem CTE-Rezeptursystem. Gründe gab es viele: „Auf dem Markt gibt es exakt auf unsere Anlage ausgerichtete technische Lösungen. Wir aber wollten eine marktübliche Lösung“, sagt Roland Schürmann. Paul Schwarz, Projektleiter bei Siegfried, fügt hinzu: „Viele unserer Anlagen sind bereits mit Siemens Produkten ausgerüstet. Unser Personal verfügt deshalb schon über das nötige Fachwissen.“ Das Pflichtenheft erarbeiteten Produktionsleitung, Betriebsmeister, Projektleiter und Integrator gemeinsam. Dabei flossen neue Erkenntnisse und Forderungen, die bei den Diskussionen aufkamen, stetig ins Projekt ein. So wurde der Produktionsprozess, bestehend aus einer Hydriervorbereitung, der Hydrierung und der Trennfiltration, neu in drei eigenständige, miteinander vernetzte Anlagenteile gegliedert. Das Ganze wird von einem Prozessleitsystem gesteuert, das die Daten über die dezentralen Peripheriesysteme SIMATIC ET 200 auf den Servern hinterlegt. Alle pneumatischen Ventile wurden mit PROFIBUS-Anschlüssen ausgerüstet, und auch das Heiz-/Kühlsystem wurde umgebaut.
Die intelligente Regelung der Aufheizphase ermöglicht das schnelle Einregulieren der Sollwerte und nennenswerte Energieeinsparungen.Sven Brändlin, Projektverantwortlicher bei CTE
„Außerdem müssen ungewollte Verzögerungen aufgrund minimaler Qualitätsschwankungen nicht mehr einfach hingenommen werden“, so Roland Schürmann weiter. „Wir können den Prozess heute im Detail verfolgen und erkennen Probleme bereits im Anfangsstadium. Dank der genauen Reproduzierbarkeit auf der technischen Seite lassen sich Fehlerquellen exakt eruieren – ein immenser Vorteil.“ Dank verschiedener Parameter erlaubt das Rezeptursystem von CTE die Herstellung unterschiedlicher Produkte. Die Parameter können einfach vom Personal angepasst werden und der Zugriff ist durch mehrere hierarchisierte Sicherheitsstufen klar geregelt. Sven Brändlin berichtet: „Alle Möglichkeiten, welche die Anlage bietet, sind in Modulen zusammengefasst und so geprüft, dass eine Anpassung durch das Betriebspersonal keinen Einfluss auf die regulatorischen Anforderungen hat.“ Ein großer Vorteil, den auch Paul Schwarz erkennt:
Die Steuerung erfasst jeden Eingriff und dokumentiert ihn gemäß den FDA-Richtlinien, Part 11. Unsere Anlage entspricht diesen Anforderungen und garantiert trotzdem eine hohe Produktionsflexibilität. Haben wir früher einen Prozesswechsel gar nicht erst gewagt, ist dieser heute in sehr kurzer Zeit problemlos möglich.Paul Schwarz, Projektleiter bei Siegfried