Dividenden Champions

Interview mit Rainer Hackl

Leiter Portfoliomanagement Aktien, Siemens Fonds Invest GmbH

Unter dem Siemens-Konzerndach werden auch erfolgreich Investmentfonds für  Privatanleger aufgelegt. Der Fonds „Siemens Qualität & Dividende USA“ schaffte im Jahr 2019 eine Performance von knapp 28 %.

 

Dividendenstrategien sind per se defensiver als marktbreite Aktienindizes und gewichten in der Regel anders, z. B. fundamental nach Höhe der Dividende, und nicht nach Marktkapitalisierung. Daher lag die Performance von Dividendenstrategien 2019 zwar etwas niedriger als der Gesamtmarkt, aber immer noch sehr hoch. So konnte der US-Dividendenindex Dow Jones Select Dividend 2019 ca. 22 % zulegen, die Dividendenstrategie des Siemens Qualität & Dividende USA gewann im gleichen Zeitraum fast 28 %.

Herr Hackl, Sie bieten je einen Dividendenfonds auf europäische Werte und US-Werte an. Welcher Markt wird 2020 die Nase vorn haben?

Vermutlich die Region, die ein stärkeres Wirtschaftswachstum erzielen kann. Der historische „Track-Record“ der US-Unternehmen ist beeindruckend. Die Umsätze und Gewinne der US-Aktien liegen über dem Niveau des Jahres 2007.  Europäische Unternehmen haben es bis heute noch nicht geschafft, wieder in diese Umsatz-und Gewinnregion vorzudringen. Für 2020 erwarten wir ein ähnliches Bild. Die zwar im Vergleich günstigere Bewertung der europäischen Aktien wird nicht  ausreichen, den stärkeren Wachstumseffekt von US-Unternehmen auszugleichen.

 

Anleger müssen natürlich auch die wirtschaftliche Gesamtsituation und die Börsentrends betrachten und je nach Entwicklung eine passende Gewichtung der Assets wählen.

Welche Anlagestrategie fahren Sie in den Fonds, unterscheiden sich diese?

Die Anlagestrategie ist in beiden Fonds identisch. Wir suchen Unternehmen, die vergleichsweise hohe Dividenden über mehrere Jahre kontinuierlich ausgeschüttet haben, idealerweise auch im  Zeitablauf erhöhen konnten. Fundamental gut aufgestellte Unternehmen mit nachhaltig hohen  Dividenden, könnte man es auf den Punkt bringen. Qualität und Dividende eben.

 

Um mögliche Dividendenausfälle erkennen zu können, schauen wir zuerst hinter die Kulissen des Unternehmens und analysieren mögliche Chancen und Risiken, die mit dem Unternehmen  verbunden sind und sich nicht aus reinen Finanzkennzahlen ableiten lassen. So werden die  Unternehmen des gesamten Anlageuniversums z. B. nach ihrer jeweiligen Corporate Governance, Image & Brand-Stärke, und nach ihrer Innovationskraft gescreent.

 

Nur die besten 80 % des Universums kommen für die weitere Betrachtung infrage. Aber das ist nur die erste Hürde. Nach diesem Ausschlussverfahren wird für jedes Unternehmen ein Dividendenfaktor ermittelt, der Kontinuität, Wachstum, Ausschüttungsquote und Höhe der Dividende beurteilt. Nun werden Sektor für Sektor die nach unserem proprietären Scoring-Modell am besten bewerteten Unternehmen genauer  betrachtet und anschließend im Fondsmanagement diskutiert und ausgewählt.

An den US-Börsen sorgen gerade die Techwerte für Furore. In Ihrem US-Fonds spielt die Branche dagegen eine untergeordnete Rolle. Warum?

Der Fokus des US-Fonds liegt auf Aktien, die bereits über eine Dividendenhistorie verfügen. Viele Tech-Unternehmen scheiden daher aus, weil erstens diese Historie fehlt und zweitens die  Dividendenrendite zu niedrig ist. Aber wir haben etwa 11 % des Fonds im IT-Sektor angelegt. Beispielsweise in Paychex oder Oracle. Wachstumswerte wie die FANGs finden sich dagegen z. B. im

Siemens Global Growth.

Quelle: Magazin MyDividends 8/2020 zum Thema „Dividenden Champions“ (Erscheinungsdatum: April 2020)