„Unser Motto lautet: Effizienz ist King“
Interview mit Erik Macharzina
Geschäftsführer, Siemens Fonds Invest GmbH
Spezialisierte Fondsboutiquen erfreuen sich hierzulande großer Beliebtheit. Eine davon ist Siemens Fonds Invest, die bereits seit 30 Jahren interessante Fondslösungen anbietet. Im Interview erläutert Geschäftsführer Erik Macharzina, welche drei Grundsätze die Anlagephilosophie des Hauses bestimmen und warum günstige Kosten und eine starke Performance sich nicht ausschließen müssen.
Zunächst ein Wort zur Siemens Fonds Invest GmbH: Wer steckt dahinter, und wie groß ist das Unternehmen?
Die Siemens Fonds Invest entspringt dem Gedanken des Hauses Siemens, die Asset-Management-Expertise für die Verwaltung eines der größten deutschen Pensionsvermögen im eigenen Unternehmen vorhalten zu wollen. So wurden wir 1992 als Siemens Kapitalanlagegesellschaft mbH gegründet und dürfen im Oktober unseren 30. Geburtstag feiern. Wir sind eine 100-prozentige Siemens-Tochter und verwalten Stand August über 17 Milliarden Euro in liquiden Assets und außerdem etwa 2,5 Milliarden Euro in alternativen Strategien.
Was unterscheidet Ihr Haus von anderen? Ist der Begriff Fondsboutique zutreffend?
Die Siemens Fonds Invest ist in der Tat eine Fondsboutique, die aus dem Bereich der Altersvorsorge entstanden ist. Als Inhouse-Asset-Manager der Siemens AG konzentrieren wir uns seit rund 30 Jahren auf die Anlage von Pensionsgeldern der Siemens Mitarbeitenden. Darüber hinaus bieten wir überall im Konzern unser Know-how und unsere Dienstleistungen an, wo Bedarf besteht. „Effizienz ist King“ lautet hierbei unser Motto, mit dem Fokus auf das Wesentliche. Wir streben danach, unsere Leistungen zu äußerst attraktiven Konditionen anbieten zu können, und dies nicht nur inhouse sondern auch für Anleger außerhalb des Konzerns. Die Skalierung der bestehenden Produktlandschaft versteht sich hier von selbst und unterstützt uns bei unserem Auftrag, eine qualitativ hochwertige Performance zu günstigen Kosten anzubieten.
Was zeichnet die Anlagephilosophie und die -strategien von Siemens Fonds Invest grundsätzlich aus?
Individuelle Lösungen für individuelle Bedürfnisse. Sämtliche Anlageentscheidungen werden im Einklang mit unserer Investmentphilosophie getroffen. Diese besteht im Wesentlichen aus drei Grundsätzen: Aktives Management: Unserer Meinung nach sind die Märkte nie zu allen Zeiten effizient. Diese Marktineffizienzen nutzen wir systematisch aus. Quantitative Prozesse: Der gesamte Anlageprozess der Siemens Fonds Invest ist durch quantitative Prozesse definiert. Das bedeutet: Alle Anlageentscheidungen erfolgen jederzeit strukturiert, diszipliniert und systematisch. Integriertes Risikomanagement: Neben Ertragsprognosen bestimmen jederzeit auch individuelle Risikoparameter die Portfoliokonstruktion.
Wer gehört zu Ihrer Zielgruppe?
Neben der Siemens AG und verbundenen Gesellschaften zählen wir namhafte Unternehmen, Versicherungen, Banken, Stiftungen, Vermögensverwalter, Investmentgesellschaften und Privatanleger zu unseren Kunden. Ein wichtiger Schritt war 1999 die Entscheidung, einzelne Strategien aus der Pensionswirtschaft zu skalieren und in Form von Publikumsfonds für Privatanleger investierbar zu machen. Die Intension war seinerzeit, den Mitarbeitern des Hauses einen direkten Zugang zur Asset-Management-Expertise zu ermöglichen. Diese haben häufig von ihren positiven Erfahrungen im privaten Umfeld berichtet, das weckte Begehrlichkeiten und war schließlich der Startschuss uns zu öffnen. Heute kann jeder interessierte Anleger Siemens-Fonds erwerben.
Ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern sind sicherlich die ungewöhnlich günstigen Konditionen für Ihre Publikumsfonds. Was ist das Motiv dahinter?
Die Überlegungen zur Preisgestaltung der Fonds folgen tatsächlich unseren Prinzipien Fairness und Transparenz. In Bezug auf die laufenden Kosten haben wir den vorhin bereits erwähnten Effekt der Skalierung von Strategien – hieraus ergeben sich für uns Kostenvorteile, die wir auch an die Anleger weitergeben. Hier liegen wir teilweise bei deutlich weniger als der Hälfte gegenüber vergleichbaren Produkten aus der Peergroup. Das Kapitel Ausgabeaufschläge war für uns seit jeher befremdlich, musste es doch interessierte Anleger eher abschrecken, wenn es je nach gewählter Strategie und Marktphase mehrere Jahre dauern konnte, bis eine „schwarze Null“ zu sehen war. Wir haben vor geraumer Zeit eine Grundsatzentscheidung getroffen und Agios für alle OGAWs abgeschafft.
Neben den geringen Kosten dürften Investoren Ihr Haus hierzulande vor allem mit dem erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten globalen Aktienfonds Siemens Global Growth verbinden. Was macht den Fonds so besonders?
Der Siemens Global Growth konnte sich zuletzt tatsächlich über zahlreiche Auszeichnungen (wie den €uro Fund Award, 2022 zum 4. Mal in Folge) freuen. Der Fokus liegt hier auf globalen Wachstumsunternehmen. Das Anlageuniversum besteht aus amerikanischen, europäischen und japanischen Titeln. Wir investieren in Unternehmen mit unterschiedlicher Marktkapitalisierung von Micro-Caps bis zu Mega-Caps. Die Aktienselektion erfolgt durch ein quantitatives Screening und eine qualitative Prüfung durch das Portfoliomanagement. Vierteljährlich werden die Kriterien und das Screening überprüft. Der Fonds selektiert Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen in ihren jeweiligen Branchen, dynamischem Umsatz- und Gewinnwachstum und guten fundamentalen Kennzahlen. Dabei sucht das Portfoliomanagement laufend nach neuen Chancen im Mid- und Small-Cap-Segment.
Mit welchen Produkten wollen Sie darüber hinaus bei Beratern und Investoren punkten?
Die Erfahrung zeigt: Womit wir punkten, das bestimmen gar nicht wir, sondern der Markt. So sind unsere Multi-Asset-Strategien in den vergangenen drei Jahren stark in den Fokus gerückt. Viel gute Presse zum Siemens Balanced in unterschiedlichen Publikationen zu dem sehr guten Chance-/Risikoprofil in Verbindung mit sensationell günstiger Verwaltungsvergütung von nur 0,30 Prozent pro Jahr plus einer Outperformancevergütung hat große Aufmerksamkeit generiert und das Volumen in der Spitze auf über eine Milliarde Euro anwachsen lassen. Aber auch die defensivere Variante Siemens Absolute Return, die mit einem risikoadjustieren Ansatz die Portfoliozusammensetzung steuert, konnte rund 600 Millionen Euro einsammeln.
(Duplikat)
Autor:
Heino Reents (Finanzjournalist CAPinside)
Erstveröffentlichung am 23.09.2022 bei CAPinside.com