Auflage Siemens Diversified Growth
Interview mit der Geschäftsführung und dem Portfoliomanagement
Hr. Macharzina, in den letzten Wochen wurden gleich drei neue Publikumsfonds aufgelegt. Für den Privatanleger ist vermutlich der Siemens Diversified Growth, der neue Mischfonds, besonders interessant. Was ist der Hintergrund, hat das bisherige Produktportfolio nicht ausgereicht?
Erik Macharzina:
Das zugrundeliegende Investmentkonzept des Siemens Diversified Growth wird im Rahmen des Managements des Siemens Pensionsvermögens bereits seit längerem erfolgreich eingesetzt. Insofern ist es nur naheliegend, auch den Siemens-Mitarbeitern sowie Privatanlegern darüber hinaus die Möglichkeit anzubieten, in ein entsprechendes Konzept zu investieren. Zudem haben die Aktienbewertungen erneut Niveaus erreicht, die an den Auslöser der Entstehung der Diversified-Growth-Ansätze erinnern. Für Anleger, die Ihr Risikopotential gegenüber einer reinen Aktienanlage reduzieren, das Aufwärtspotential jedoch nicht gänzlich aufgeben wollen, könnte der Fonds aus unserer Sicht ein geeignetes Instrument darstellen.
Hr. Dr. Ulschmid, was versteht man unter „Diversified Growth“?
Dr. Christoph Ulschmid: Eigentlich gibt es keine eindeutige Definition. Der Ausdruck wird für eine Vielzahl von Investmentansätzen benutzt. Derartige Ansätze haben sich aus traditionellen gemischten Mandaten entwickelt, die grundsätzlich eine Aufteilung zwischen Aktien und Renten vornehmen. Unter dem Ausdruck „Diversified Growth“ versteht man allgemein Multi-Asset-Strategien mit einer flexiblen Asset-Allokation und Investments in den unterschiedlichsten Märkte wie Aktien, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Wandelanleihen, Emerging Market Bonds, Rohstoffe und Alternative Investments wie Hedge Funds, Private Equity oder Infrastruktur.
In welche Assetklassen investiert der Siemens Diversified Growth?
Dr. Christoph Ulschmid: Wir fokussieren uns ganz bewusst auf liquide Assets. Konkret bedeutet dies, dass wir bei Fixed Income überwiegend in Staatsanleihen und Unternehmensanleihen aus dem Investment Grade Bereich und High Yield Bereich investieren. Opportunistisch erfolgt aber auch eine Beimischung von in Euro denominierten Emerging Markets Anleihen. Auf der Aktienseite sind wir in Europa, USA und dem Emerging Markets investiert. Immobilienanlagen bilden wir nicht über Direktinvestments, sondern über entsprechende Aktien ab und als sog. „Alternative Strategien“ setzen wir Wertsicherungsstrategien wie Collars auf den Euro Stoxx 50, DAX und S&P 500 und Risk-Control-Ansätze ein.
Wie wird die Asset-Allokation, also die Steuerung der einzelnen Assetklassen gemanagt?
Rainer Hackl: Im Siemens Diversified Growth wird die Asset-Allokation mit Hilfe eines statistischen Risiko-Konzeptes, dem sog. „Value at Risk“ (VaR) vorgenommen. Hierbei wollen wir auf Jahressicht mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% mit der jeweils optimierten Allokation nicht mehr als bspw. 5% verlieren. Die Asset-Allokation wird somit dynamisch zur Maximierung des Returns bei gleichzeitig begrenztem Risiko bzw. Volatilität ermittelt. Hierfür werden sowohl Returnprognosen als auch Volatilitäten und Korrelationen als Inputfaktoren benötigt. Erstere erstellen wir selbst mit verschiedenen quantitativen Verfahren, bei den Volatilitäten und Korrelationen greifen wir auf historische Zusammenhänge zurück.
Wie kommen die einzelnen Returnprognosen zustande?
Dr. Christoph Ulschmid: Bei der Siemens Fonds Invest GmbH kommen auf allen Entscheidungsebenen selbst entwickelte, quantitative Verfahren zum Einsatz. Das gilt natürlich auch für die Returnprognosen unserer Diversified Growth Mandate. Sowohl die Prognosen für die Renten- als auch die Aktienmärkte werden vom jeweiligen Portfoliomanagementteam selbst entwickelt. Dies ermöglicht uns auch eine permanente Überwachung sowie Weiterentwicklung der einzelnen Verfahren.
Wie geht das Risikomanagement konkret von statten?
Rainer Hackl: In einem ersten Schritt nehmen wir eine Risikobudgetierung vor. Auf Ebene des Gesamtportfolios bedeutet dies, dass ein Value-at-Risk für den Fonds vorgegeben wird. Dieser stellt die Verlustbegrenzung dar, die auf Sicht eines Jahres mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht überschritten werden soll. In der Praxis hat sich ein VaR von 5% als bester Kompromiss zwischen Verlustlimitierung und Renditechancen herausgestellt. Auf Ebene der Sub-Asset-Klassen arbeiten wir mit zusätzlichen Risikolimiten, um Konzentrationsrisiken im Portfolio zu vermeiden.
Außerdem wird der Anlageerfolg täglich überwacht. Sofern erforderlich, greifen wir mit risikoreduzierenden Maßnahmen, wie z.B. der Absicherung des Zinsrisikos, ein. Hierbei kommen i.d.R. Derivate, also Optionen und Futures zum Einsatz.
Wodurch unterscheiden sich die beiden gemischten Fonds „Siemens Balanced“ (DE000A0KEXM6) und „Siemens Diversified Growth (DE000A14XPF5)“?
Dr. Christoph Ulschmid: Der Unterschied zwischen den beiden Fonds liegt einerseits in den verwendeten Assetklassen, andererseits aber auch in der Steuerung der Asset-Allokation.
Im Siemens Balanced besteht die Asset-Allokation derzeit zu 30% aus Aktien (Europa und USA jeweils ungefähr zu gleichen Teilen) und 70% Unternehmensanleihen. Über quantitative Verfahren werden die Duration und die Aktienquote des Fonds gesteuert, die Risikosteuerung ist jedoch in den Diversified Growth Mandaten stärker ausgeprägt.
Im Siemens Diversified Growth setzen wir z.B. bei festverzinslichen Wertpapieren auch Staatsanleihen – sowohl aus Europa als auch dem Dollarblock – ein. Zudem können wir in Anleihen aus den Emerging Markets investieren. Die Steuerung der Aktienquote wird hier im Rahmen unseres monatlichen Optimierungsprozesses mit dem Value-at-Risk Ansatz vorgenommen. Insgesamt besteht das Anlageuniversum des Siemens Diversified Growth aus über 10 Sub-Asset-Klassen.
Wie hoch ist üblicherweise die Korrelation zwischen den beiden Fonds?
Rainer Hackl: Aufgrund der unterschiedlichen Konzepte der beiden Fonds ergibt sich auch ein abweichendes Risiko- / Returnprofil. Mit dem Siemens Balanced lässt sich eher eine höhere Rendite erzielen, allerdings auch unter Inkaufnahme eines höheren Risikos. Die modellimplizite Risikosteuerung beim Siemens Diversified Growth hingegen bewirkt i.d.R. geringere Wertschwankungen des Fonds und führt dadurch auch zu einer niedrigeren Renditeerwartung.
Für welchen Anleger könnte sich dieser Fonds eignen?
Erik Macharzina: Grundsätzlich ist der Fonds für alle Anleger geeignet, die die Asset-Allokation nicht selbst vornehmen können bzw. wollen. Dafür könnte ein Mischfonds die Lösung sein. Im Rahmen des regelmäßig durchlaufenen Investmentansatzes wird dies dynamisch auf Basis der eingangs beschriebenen Inputfaktoren ermittelt. Der Siemens Diversified Growth könnte zudem für den Anleger interessant sein, für den geringe Wertschwankungen im Vordergrund stehen bzw. der das Risikopotential eingrenzen möchte.
Vielen Dank für das informative Gespräch!
Das Interview wurde geführt mit:
Erik Macharzina, Geschäftsführer der Siemens Fonds Invest GmbH (CEO)
Rainer Hackl, Leiter Team Equities
Dr. Christoph Ulschmid , Leiter Team Fixed Income
München, den 18.01.2019