Siemens Qualität & Dividende Europa
Eine aktuelle Einschätzung zum Fonds von Rainer Hackl, Leiter Portfoliomanagement Aktien
Herr Hackl, der STOXX 50 wurde im vergangenen Jahr um rund 2 Prozentpunkte outperformt, der DAX sogar um 10 Prozentpunkte, dazu ein vergleichsweise moderater Kursverlust 2018 von 8 % bei einer Ausschüttungsrendite von 2,86 %: Wie hat das Fondsmanagement das bewerkstelligt?
Dividendenstrategien waren im vergangenen Jahr nicht nur erfolgreicher als die Top 50 des europäischen Marktes, sie haben auch den Gesamtmarkt geschlagen. 2018 war ein Jahr, in dem sich eine Qualitäts- und dividendenorientierte Selektion gelohnt hat.
Die im Fonds selektierten Aktien zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus – sowohl bei den finanziellen als auch den nicht finanziellen Faktoren. In Kombination mit einer nachhaltigen Dividendenentwicklung macht das die Titel zusätzlich interessant.
Die bessere Performance im Vergleich zu den 50 größten Unternehmen in Europa, repräsentiert durch den STOXX 50, ist im Wesentlichen auf die Selektion, also die Auswahl der Aktien zurückzuführen und nicht auf Länder- oder Sektoreffekte.
Sie messen Qualität u. a. an der Dividendenkontinuität und der Innovationskraft. Können Sie beide Kriterien etwas genauer erläutern?
Bei der Selektion der Aktien achten wir sehr stark auf die Dividendenpolitik der jeweiligen Unternehmen. Hat das Unternehmen in der Vergangenheit ausgeschüttet? Gab es Unterbrechungen in der Dividendenzahlung? Die Dividendenkontinuität ist in diesem Kontext nichts anderes als eine möglichst lange Ausschüttungshistorie mit einer idealerweise steigenden Dividende. Im Gegensatz zu vielen klassischen Dividendenfonds ist für uns die Dividendenkontinuität wichtiger als die absolute Höhe der Dividendenrendite.
Die Innovationskraft messen wir durch ein erweitertes Screening mit Extra-Financials, durch Indikatoren die über reine Finanzkennzahlen hinausgehen. Dabei wird z.B. die Anzahl der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, die Forschungsquote oder die Entwicklung der Patente und des Patent-Portfolios ausgewertet.
Dabei setzten und setzen Sie trotz Brexit-Unsicherheit schwerpunktmäßig auf britische Aktien. Warum?
Als quantitativer Anleger orientieren wir uns an den von unserem Research als wichtig identifizierten Faktoren. Britische Unternehmen verzeichnen über Jahre hinweg eine stabile Dividendenpolitik – also genau das, was wir suchen.
Einen Brexit gibt es in dieser Faktorwelt natürlich nicht. Aber die Faktoren für die von uns ausgewählten britischen Unternehmen könnten sich durch die Unsicherheiten verschlechtern. Diesen Effekt konnten wir bei unseren britischen Unternehmen in Summe nicht beobachten.
Nach Branchen haben Sie Finanzdienstleister höher gewichtet. Diese assoziiert man mit der schwächelnden Bankenbranche. Ist das aus Ihrer Sicht korrekt und wo sehen Sie die Stärken der von Ihnen ausgewählten Unternehmen?
Im Vergleich zum europäischen Aktienmarkt sind wir im Finanzsektor sogar leicht untergewichtet. Trotzdem muss man differenzieren: wenn es um klassische Banken geht, sind wir im Fonds deutlich untergewichtet – dafür im Bereich Versicherungen entsprechend übergewichtet. Und ein Vergleich der Performance gibt uns hier Recht: während Banken seit 2009 sogar noch leicht im Minus liegen, können Aktien aus dem Versicherungsbereich ein Plus von über 160% aufweisen. Dieses Bild ändert sich auch nicht, wenn man nur die letzten 3-5 Jahre betrachtet.
Herr Hackl, vielen Dank für diese aktuelle Einschätzung.
Stand: 07.03.2019