Siemens-Geschäft der nächsten Generation

Next47, die globale Start-up-Einheit von Siemens, hat Ende 2018 den Next47 Accelerator gegründet. Ziel ist es, die besten Geschäftsideen von Siemens-Teams zu identifizieren und in einem 12-wöchigen Programm weiterzuentwickeln. Die ersten sechs Siemens-Teams haben nun ihre Arbeit in München aufgenommen. Sie kommen aus Brasilien, China, den USA und Deutschland. Ihre Ideen stammen aus Bereichen wie künstliche Intelligenz, künftige Energieversorgung oder intelligente Datenanalytik. Erfahren Sie mehr über den Next47 Accelerator - im Interview mit Eva Riesenhuber, Geschäftsführerin und CFO von Next47, und Ravi Belani, CEO von Alchemist.

 

Von Lizzie McGlinchey

Welche Ziele verfolgt der Next47-Accelerator?
 

Eva Riesenhuber: Das übergeordnete Ziel ist, innerhalb des Siemens-Konzerns nach vielversprechenden neuen Ideen zu suchen, auf die sonst vielleicht niemand aufmerksam werden würde. Außerdem soll das Siemens-Ökosystem vom Kontakt mit einer schnelllebigen Start-up-Umgebung profitieren und diese Kultur und die schnellen Entwicklungsprozesse im gesamten Konzern umsetzen.

 

Ravi Belani: Für unternehmerisch denkende Siemens-Teams bietet die Partnerschaft zwei wesentliche Vorteile. Zum einen gibt sie den Beteiligten die Zeit und den Raum, aus ihren Ideen echte Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zum anderen verschafft sie ihnen Zugang zu hochkarätigen externen Mentoren, die sie beraten, ihnen Feedback geben können und über Netzwerke verfügen, die von unschätzbarem Wert sind. Klar ist: Spannende Ideen müssen intensiv gefördert werden. Unser Ziel ist es, Siemens dabei zu unterstützen, dass die tollen Ideen der Mitarbeiter nicht in der Masse untergehen.

Es handelt sich nicht um die erste Partnerschaft von Next47 mit einem führenden globalen Accelerator. Warum wurde Alchemist als Partner ausgewählt?
 

Riesenhuber: Die Aufgabe von Next47 besteht darin, künftiges Geschäftspotenzial für Siemens zu identifizieren. Das tun wir unter anderem dadurch, dass wir über den Next47-Accelerator die innovativen Vorhaben von Unternehmern fördern. Wir haben Alchemist als Partner für diese Aufgabe ausgewählt, weil Alchemist als der führende Accelerator im Bereich Business2Business perfekt zu Siemens passt. Alchemist verfügt zudem über ein großes und beeindruckendes Mentorennetzwerk. Das wird von entscheidender Bedeutung sein, wenn sich die für das Programm ausgewählten Ideen in Stresstests bewähren müssen. Wir glauben: dieses Know-how wird maßgeblich dazu beitragen, dass Siemens-Teams ihre Vorhaben erfolgreich umsetzen können, wenn sie nach dem zwölfwöchigen Programm in ihre Siemens-Jobs zurückkehren.

Belani: Alchemist hat umfassende Erfahrung beim Aufbau von Accelerator-Programmen für Unternehmen. Bisherige Partner waren unter anderem Accenture, AIG, Boeing oder auch Samsung. Gleichzeitig ist Siemens mit seiner langjährigen Unternehmerkultur auch für uns interessant. Wir freuen uns sehr auf die Partnerschaft mit Next47 und Siemens und entwickeln gemeinsam ein maßgeschneidertes Programm für die Siemens-Mitarbeiter. 

"Ob Internet der Dinge, künstliche Intelligenz oder Zukunft der Energie – alles, was zum Siemens-Portfolio passt, ist willkommen."

Das Programm wählt die Teilnehmer nach einem sehr strikten Auswahlverfahren aus. Nach welchen Arten von Unternehmern oder Ideen suchen Sie?
 

Riesenhuber: Das Auswahlverfahren ist tatsächlich sehr streng, da wir letztendlich nur die besten Teams an dem Programm teilnehmen lassen wollen. Allerdings sind wir nicht auf bestimmte Arten von Teams oder Ideen festgelegt. Was wir suchen, sind Ideen, die das Potenzial haben könnten, künftig ein Geschäft für Siemens zu werden. Wer an dem ersten Programm teilnehmen möchte, muss sich bis zum 2. Dezember bewerben. Da wir zwei Programme pro Jahr durchführen, sind Bewerbungen für künftige Programme das ganze Jahr über möglich.
 

Belani: Das Spannende an diesem Accelerator-Programm ist, dass es nicht auf bestimmte Industriezweige begrenzt ist. Egal, ob ein Siemens-Mitarbeiter eine Idee zum Internet der Dinge, zu künstlicher Intelligenz oder zur Zukunft der Energie hat – alles, was zum Siemens-Portfolio passt, ist willkommen.
  

Wie profitieren die Siemens-Mitarbeiter von dem Programm?
 

Riesenhuber: Der Next47-Accelerator ist eine einmalige Gelegenheit für Siemens-Unternehmer, ihre Ideen innerhalb des Unternehmens erfolgreich umzusetzen. Durch ihre Teilnahme erhalten sie die notwendige Zeit, um ihre Ideen weiterzuentwickeln. Zudem stellt das Programm Kontakte zu Mentoren innerhalb und außerhalb des Siemens-Konzerns her und vermittelt den Teilnehmern in Coachings die nötigen Fähigkeiten, um die Umsetzung ihrer Ideen bei Siemens auf den Weg zu bringen. Wir haben festgestellt, dass Siemens-Mitarbeiter eine hohe Affinität zum Thema Unternehmertum haben und einen Beitrag zur Zukunft ihres Unternehmens leisten wollen. Das Accelerator-Programm erschließt das große Potenzial der Siemens-internen Ideen und wird dabei helfen, die talentiertesten Unternehmer zu finden. 
 

Wie werden die Siemens-Kunden von der Partnerschaft profitieren?
 

Riesenhuber: Unsere Kunden profitieren von jeder Art der schnellen Innovation und der iterativen Entwicklung. Die Ideen, die Teams innerhalb des Accelerators entwickeln werden, zielen darauf ab, die künftigen Bedürfnisse der Kunden zu erkennen, noch bevor die Kunden sie selbst erkennen. 

"Wir bringen die Erkenntnisse, die wir im Silicon Valley gewonnen haben, sowie den dortigen Gründergeist in das Siemens-Ökosystem."

Im Technologiesektor, vor allem in den USA, gibt es eine Fülle von Accelerator-Programmen. Was macht den Next47-Accelerator einzigartig?
 

Riesenhuber: Der Aufbau unseres Programms ist von entscheidender Bedeutung. Die ausgewählten Teams werden ihre Idee bei einer eintägigen Veranstaltung vor Siemens-Topmanagern, unter anderem Siemens-Vorstandsmitgliedern, pitchen. Während des intensiven zwölfwöchigen Programms liegt der Fokus stark auf der Zusammenarbeit mit den Mentoren. Wir bringen die Teams nur mit denjenigen Mentoren zusammen, die die Idee am besten vorantreiben können. Hier ist Siemens-Know-how aller Entscheidungsebenen vertreten, vom hochrangigen Topmanager bis hin zu Fachleuten aus den Technologiefeldern und dem Produktmanagement.
 

Belani: Schon bei Siemens selbst gibt es einen unvergleichlich großen Mentorenpool. Dazu kommen die über 1.700 Experten aus unserem Netzwerk von Alchemist. Wir fokussieren uns auf den B2B-Markt. Damit tragen wir dazu bei, dass sich die Teilnehmer auf das Wesentliche konzentrieren, damit sie am Ende des Programms etwas Greifbares und Produktives liefern können, statt nur endlos über Ideen zu diskutieren, die vielleicht geschäftlich wertlos sind.

 

Warum ist die Partnerschaft von Next47 und Alchemist auch nach außen wichtig?
    

Riesenhuber: Unternehmenseigene Innovationsprogramme sind in den letzten Jahren sehr beliebt geworden, aber in Wirklichkeit scheitern die meisten dieser Initiativen, konkret: 70 bis 90 Prozent. Es ist wirklich schwierig, ein Programm erfolgreich durchzuführen und einen echten Wert zu schaffen. Unser Programm bewältigt diese Herausforderung. Wir bauen auf dem Know-how und der bereits vorhandenen Infrastruktur von Alchemist auf. So können wir für unsere Unternehmer einen nachhaltigen Wert schaffen.
 

Belani: Dieses Programm ist unser erster Accelerator für ein Unternehmen in Europa. Wir bringen die Erkenntnisse, die wir im Silicon Valley gewonnen haben, sowie den dortigen Gründergeist in das Siemens-Ökosystem. Auf diese Weise verbinden wir zwei entscheidende Unternehmensdemografien und fügen dem ständig wachsenden Unternehmertum von Siemens ein weiteres, entscheidendes Tool hinzu.

16.11.2018

Lizzie McGlinchey

Bildquellen: Von oben: picture 1: Getty Images/Gary Burchell

 

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