Digitaler Zwilling ermöglicht Revolution in der Prothetik 

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NX Additive Manufacturing gibt den Prothesen von Unlimited Tomorrow eine natürlich wirkende, ästhetisch ansprechende Oberfläche.

Eine Tasse sicher zu halten ist für Amputierte mit traditionellen Prothesen eine schwierige Aufgabe. Nicht jedoch mit dem bionischen Arm TrueLimb von Unlimited Tomorrow. Mit Komponenten aus dem Xcelerator-Portfolio und unter Einsatz des digitalen Zwillings stellen die Ingenieure des Unternehmens anspruchsvolle, aber zugleich kostengünstige Prothesen her, mit denen ihre Träger nicht nur Tassen sicher halten können.

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Easton LaChappelle begann seine Erfinderlaufbahn als Teenager, der zu Hause aus herumliegenden Teilen einen Roboterarm baute. Auf die Idee hatte ihn ein kleines Mädchen mit einer herkömmlichen Armprothese gebracht, das er bei einer Gesundheitsmesse kennengelernt hatte. Eine derartige Prothese kann 80.000 US-Dollar kosten, rund 1,8 Kilogramm wiegen und eine Lieferzeit von bis zu einem Jahr haben.

Heute, mit 26, ist Easton LaChappelle CEO und Gründer von Unlimited Tomorrow. Das in Rhinebeck im Staat New York ansässige Startup hat es sich zur Aufgabe gemacht, kostengünstige, leichte und anspruchsvolle Prothesen für Kinder und Erwachsene zu bauen. Dabei setzt Unlimited Tomorrow auf Software aus dem Xcelerator-Portfolio, wie die CAD/CAM/CAE-Softwarelösung NX.

Individualisierung mit leistungsstarker Software

Das Geschäftsmodell von Unlimited Tomorrow beruht auf Remote-Versorgung. Prothesen können bequem von zu Hause aus bestellt werden. Am Anfang steht ein 3D-Scan: Unlimited Tomorrow sendet seinen Kunden eine Scan-App, die auf einem mobilen Endgerät installiert wird. Dann scannt ein Familienmitglieder oder Freund den Armstumpf. 

Zum Bestellprozess gehört auch die Auswahl einer zum Hautton passenden Farbe für die Prothese. 450 verschiedene Farbtöne stehen zur Wahl. Die gescannten Bilder werden anschließend an das Unternehmen übermittelt und von den Ingenieuren in NX Product Template Studio eingegeben. Dann kann der schwierigste Teil der Prothesenproduktion beginnen: die Konstruktion und Herstellung eines individuell gestalteten Schafts.
„Der Schaft ist der Teil der Prothese, der auf den Armstumpf aufgesetzt wird“, erklärt Easton LaChappelle. „NX Product Template Studio macht es einfach, die vielen kleinen Variablen anzupassen, um so einen optimalen Sitz zu gewährleisten.“ Dabei kommt es vor allem darauf an, das Tragen der Prothese so angenehm wie möglich zu machen. Zudem sollten die Sensoren, die Handbewegungen – beispielsweise zum Halten einer Tasse – möglich machen, optimal platziert sein. Diese Funktion ist es, die Prothesen von Unlimited Tomorrow von traditionellen, klauenähnlichen Apparaturen unterscheidet.

3D-Druck liefert bessere Ergebnisse

Anschließend erhält die virtuelle Prothese mithilfe eines HP Jet Fusion 580 Color 3D-Druckers ihre physische Form. Dabei spielt NX Additive Manufacturing eine entscheidende Rolle, denn die Lösung ist genau auf die Drucker von HP abgestimmt. „Mit NX liefert der HP 580 qualitativ hochwertigere Ergebnisse“, sagt Matt Landolfa, leitender mechanischer Konstrukteur bei Unlimited Tomorrow. „Mit unserer alten Software waren beim 3D-Druck die einzelnen Facetten zu sehen – nicht so bei NX. Die präzise Geometrie liefert ein wesentlich realistischeres Druckergebnis.“ Die Software trägt wesentlich zu der natürlich wirkenden und ästhetisch ansprechenden Oberfläche von TrueLimb-Prothesen bei.

Easton LaChappelle und sein Team sind mit Recht stolz auf ihre Produkte. Bislang konzentrierten sie sich bei ihrer Arbeit auf Armprothesen. Ihre Innovationen haben den Markt für Armprothesen auf den Kopf gestellt, was nicht zuletzt auf den Preispunkt von 8.000 US-Dollar, das Gewicht von nur rund einem halben Kilogramm und die Lieferzeit von wenigen Wochen zurückzuführen ist. Das ist weit entfernt von den extrem teuren konventionellen Prothesen mit langen Lieferzeiten. 

Ausweitung der Produktion avisiert 

Nichts liegt dem Team von Unlimited Tomorrow ferner, als sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Geplant ist eine deutliche Expansion und eine Ausweitung des Angebots auf Prothesen für die unteren Extremitäten. Dann wird das Unternehmen noch mehr der schätzungsweise 40 Millionen Amputierten weltweit erreichen, von denen nur 5 Prozent Zugang zu Hilfsmitteln haben. Auch Exoskelette sollen zukünftig angeboten werden. Mit Blick auf das geplante Wachstum untersucht Unlimited Tomorrow weitere Komponenten des NX-Portfolios.

Eine davon ist Teamcenter für die Verwaltung von Konstruktions- und Produktionsprozessen. Zur Skalierung additiver Anwendungen wenden die Siemens-Experten im Additive Manufacturing Experience Center (AMEC) in Erlangen Siemens’ ganzheitliche, durchgängige Prozesskette für mehrere Verfahren zur industriellen additiven Fertigung (AM) an. Im AMEC setzen sie neben weiteren Maschinen einen Multi Jet Fusion-Drucker von HP ein und verwenden Tecnomatix Plant Simulation zur Simulation von Fertigungsszenarios und zur Skalierung zukunftssicherer, automatisierter AM-Fabriken.

Derzeit untersucht Unlimited Tomorrow die Möglichkeit, 3D-Objekte mit der automatischen Nesting-Lösung von NX Build Preparation besonders dicht im Druckbereich des HP 580 zu positionieren. Außerdem führt das Unternehmen mit Siemens Gespräche über die Anwendung von Tecnomatix Plant Simulation zur Durchführung von Was-wäre-wenn-Analysen für die Wachstumsplanung und die Ausweitung der Aktivitäten.

Mit dieser und weiteren Softwarelösungen von Siemens ist Unlimited Tomorrow besten gerüstet, um die Versorgung mit Prothesen weltweit zu verbessern. Bemerkenswert ist vor allem, dass ein talentierter Teenager mit Spaß am Tüfteln diese Erfolgsgeschichte ins Rollen gebracht hat. Also Eltern aufgepasst: Falls sich Ihre Kinder für Technik begeistern, bremsen Sie sie nicht!

Oktober 2021

Unlimited Tomorrow hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit einem intuitiven, skalierbaren Modell individuelle Hilfsmittel für Amputierte zu gestalten und herzustellen. Das Unternehmen konstruiert und fertigt Prothesen unter dem 

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