Food Trust: Blockchain im Kartoffelchip
Wenn es appetitlich in der Chipstüte raschelt, dann mischt künftig unter Umständen die Blockchain-Technologie mit: Dank ihr können Produkte auch in der Nahrungsmittelindustrie über den gesamten Lebenszyklus hinweg transparent nachverfolgt werden, von der Knolle bis in die Tüte. Dies stellt für Hersteller und Konsumenten sicher, dass nur hochwertige Ware verarbeitet wird – und in Bio wirklich Bio steckt.
Wer tut es nicht gern: Zum Lieblingsfilm noch schnell eine Tüte Kartoffelchips aus dem Vorratsschrank holen und es sich auf dem Sofa gemütlich machen. Laut Siegel auf der Tüte soll das Produkt aus kontrolliert ökologischem Anbau stammen. Doch woher weiß der Konsument, dass dies wirklich zu 100 Prozent gewährleistet ist? Immerhin hat heutzutage fast jedes Produkt ein Gütesiegel.
Nicht nur aufgrund verschiedener Skandale verlangen immer mehr Verbraucher mehr Aufklärung der Hersteller. Sie wollen sich umfassend über Produkte und ihre Herkunft zu informieren. Den höchsten Stellenwert hat dies gerade in der Lebensmittel-, aber auch der Chemie- und Pharmaindustrie, der Energieversorgung oder bei Banken. Der Wunsch nach Transparenz folgt dabei einem gestiegenen Informationsbedürfnis nach möglichst vielen Produktdetails. Wie können Unternehmen dies für ihre Kunden sicherstellen und sich dadurch vom Wettbewerb mit ähnlichen Produkten, aber alternativen Produktbestandteilen, herausheben?
Vertrauen durch Transparenz
Dafür sollten die Angaben zu einem Endprodukt möglichst umfangreich, zuverlässig und leicht zugänglich sein. Über einen QR-Code beispielsweise, der Zugang zu allen verfügbaren Informationen über Herkunft der einzelnen Bestandteile oder zu Produktionsbedingungen, Transport und Verpackung bereitstellt. Stimmen diese Angaben mit den Werten und Wünschen der Kunden überein, wären 86 Prozent der Verbraucher sogar bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen (Transparency Content and the Consumer Journey, response media, 2017).
Gerade in sensiblen Branchen wie der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sind solche nachverfolgbaren, zuverlässigen Auskünfte auch für alle Stakeholder in der Produktionskette wichtig, um erforderliche Regularien einzuhalten und dies zu dokumentieren. So können in einer globalisierten Warenwirtschaft Herkunftsnachweise, transparente Distribution und das Einhalten von Qualitätsstandards garantiert werden.
Daten für mehr Sicherheit
Mittels cloud-basierten Plattformen und verschiedenen Technologien lassen sich innerhalb eines Produktionslebenszyklus Daten einzelner Schritte erheben, filtern, analysieren und verbinden. Auf der Suche nach einer manipulationssicheren Technologie, um diese Daten zu verfolgen und digitale Prozesse und Transaktionen so zu gestalten, dass sie für alle Stakeholder des Produktlebenszyklus nachvollziehbar und kontrollierbar sind, wurde die Blockchain-Technologie untersucht.
Blockchain-Technologie eröffnet Chancen
Die Technologie wird derzeit als eine der größten wirtschaftlichen Innovationen der jüngsten Zeitgeschichte gesehen. Sie basiert auf einer definierten Datenbankstruktur, in die jede einzelne Transaktion oder Information erst dann unabänderlich eingetragen und protokolliert wird, wenn die beteiligten Akteure dieser zugestimmt haben. Nach einer bestimmten Zeit werden die bis dahin ausgeführten Transaktionen zu Blöcken zusammengefasst und mit einer Prüfsumme, dem sogenannten Hash-Wert, und Zeitstempel versehen. Wurde ein verifizierter Eintrag einmal vorgenommen, kann er nicht mehr verändert werden. Die Technologie gilt nach heutigem Maßstab demnach als besonders sicher. Die neuen Blöcke werden an die bereits vorhandene Blockkette angehängt. So wächst die Informationskette und alle Teilnehmer des Netzwerkes haben immer die gleiche Kopie der verschlüsselten Daten, die sie jederzeit in Echtzeit überprüfen können.
„Verifiziertes“ Zertifikat
Konkret heißt das für die Kartoffelchips mit Bio-Zertifikat: Alle am Produktionsprozess der Kartoffelchips beteiligten Akteure wissen zu jeder Zeit, was mit dem Produkt bzw. seinen Bestandteilen wo und wie passiert. Vom Feld des Biobauern, der die Kartoffeln anbaut, über ihre Lagerung, ihren Transport und ihre Verarbeitung wie Schneiden, Frittieren und Würzen bis hin zu Verpackung und Vertrieb zum Händler. Bei jedem der einzelnen Stationen der Kartoffel entstehen Daten, die erfasst werden können. Vor Aufnahme in die Blockchain müssen sie jedoch von allen Beteiligten des Netzwerks verifiziert werden.
Am Ende stellt das dem Verbraucher eine lückenlose und zu jederzeit einsehbare Informationskette zur Verfügung, die ihm gewährleistet, dass seine Chips zum Beispiel aus zu 100 Prozent ökologisch angebauten Kartoffeln bestehen und diese zu optimalen Bedingungen weiterverarbeitet wurden.
Kosteneffiziente Datennutzung
Auch Siemens setzt auf diese innovative Technologie und entwickelt zusammen mit der Atos IT Solutions and Services GmbH für die Nahrungs- und Genussmittel-Branche erste Anwendungen zum Tracking & Tracing. Dabei werden vorhandene, etablierte Systeme wie MindSphere als cloud-basiertes, offenes IoT-Betriebssystem und das Portfolio an kommunikationsfähiger Hardware mit der Blockchain-Technologie verknüpft.
2019-03-25
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