Gut beraten in die digitale Produktion

Wer als Mittelständler sein Unternehmen fit für die digitale Fertigung machen möchte, steht schnell vor großen Aufgaben. Hier setzt das neue Beratungskonzept „Digitalization Consulting“ von Siemens an. Dr. Raphael Vogler, CEO des Pharma-Unternehmens ChemCon GmbH, über spezielle Herausforderungen in der mittelständischen Pharmaindustrie und die Zusammenarbeit mit Siemens auf dem Weg in die Digitalisierung.

Herr Dr. Vogler, die ChemCon GmbH ist ein stark wachstumsorientiertes Unternehmen in der Pharmaindustrie. Wo liegen Ihre Schwerpunkte?

 

Dr. Raphael Vogler: Bei ChemCon haben wir uns darauf spezialisiert, Kleinmengen von Spezialchemikalien und pharmazeutischen Wirkstoffen herzustellen. Viele Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen suchen Partner, die Substanzen mit einem Jahresbedarf von nur bis zu wenigen hundert Kilogramm produzieren. Doch gerade die Produktion solch kleiner Mengen ist häufig zu aufwendig, um sie profitabel zu betreiben. Mit einem innovativen Produktionskonzept haben wir diese Herausforderung bewältigt und eine erfolgreiche Dienstleistung zur Auftragssynthese eingeführt. Darüber hinaus bieten wir seit Kurzem auch unsere umfassende hauseigene chemische Analytik als unabhängige Dienstleistung an. Übrigens: Inzwischen profitieren schwerkranke Patienten auf der ganzen Welt von Substanzen, die bei ChemCon hergestellt werden. Darauf sind wir sehr stolz.

Anstelle von individuellen Einzellösungen überzeugte uns Siemens mit einem umfassenden Digitalisierungsansatz.
Dr. Raphael Vogler, ChemCon GmbH

Wo sehen Sie für ChemCon die wesentlichen Herausforderungen in Zeiten der Digitalisierung?

 

Vogler: Die Produktion von pharmazeutischen Wirkstoffen ist streng reguliert, um die lückenlose Dokumentation und die Datenintegrität zu gewährleisten. Vorhandene digitale Lösungen, die den Regularien der US-amerikanischen Food and Drug Administration entsprechen, waren früher für unsere händischen Kleinmengenprojekte eine große Herausforderung. Deshalb entschieden wir uns für die papierbasierte cGMP*-Dokumentation. Dabei scherzten wir oft, dass ein Kilogramm Produkt mit zehn Kilogramm Papier geliefert wird – und das war häufig nicht einmal übertrieben. Mittlerweile haben wir aber eine Größe erreicht, in der digitalisierte Prozesse von großem Vorteil für unser Wachstum und unsere Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt sind. Zwar ist der Schritt weg vom Papier hin zu umfassenden digitalen Lösungen für uns als Mittelständler mit rund 100 Mitarbeitenden immer noch enorm, sowohl finanziell als auch kapazitativ; aber heute stehen uns Industriestandards zur Verfügung, die pharmazeutische Firmen auf ihrem Weg in die Digitalisierung unterstützen. Genau hier kam das Siemens Digitalization Consulting ins Spiel.

Warum haben Sie Siemens als Consulting Partner gewählt, um Ihren Weg in die Digitalisierung zu starten?

 

Vogler: Siemens ist bekannt für weitreichende Erfahrung und Domain-Know-how, wenn es darum geht, pharmazeutische Prozesse zu optimieren. Tatsächlich haben uns mehrere Aspekte überzeugt: Zunächst hatten wir bei Siemens technische Lösungen für einige Einzelinvestitionen angefragt, darunter auch ein Labor-Informations- und Management-System, um unsere Analytik-Dienstleistungen stärker zu digitalisieren. Doch anstelle von individuellen Einzellösungen überzeugten uns die Beratungs-Experten von Siemens mit einem umfassenden Digitalisierungsansatz. Eine umfangreiche Analyse unserer internen Prozesse stellte sicher, dass die vorgeschlagenen Lösungen optimal an unseren Bedarf und unsere Möglichkeiten angepasst werden konnten. Dazu kam die vorbildliche Betreuung durch die Kollegen der regionalen Siemens-Vertriebsorganisation in Freiburg. Sie haben unsere individuellen Herausforderungen, die wir als mittelständisches Unternehmen haben, sofort verstanden und stets im Blick behalten.

Siemens hat die individuellen Herausforderungen, die wir als mittelständisches Unternehmen haben, sofort verstanden.
Dr. Raphael Vogler, ChemCon GmbH

Was hat Sie an der Zusammenarbeit mit Siemens sonst noch beeindruckt?

 

Vogler: Positiv überrascht waren wir vor allem von der neutralen und kundenorientierten Herangehensweise der Siemens-Kollegen. Man hätte erwarten können, dass Berater eines großen Konzerns vor allem eigene Produkte und eigene technische Lösungen in den Vordergrund stellen. Aber ganz im Gegenteil: Die eingesetzte Methodik und das schnelle Verständnis für unsere Herausforderungen, cGMP-regulierte Prozesse zu digitalisieren, waren sehr hilfreich für uns. Die vorgestellten technischen Lösungen waren gut recherchiert und berücksichtigten verschiedene Anbieter. ChemCon ist extrem qualitätsorientiert – diesem Anspruch ist Siemens mit einem ebenso hochwertigen und maßgeschneiderten Dienstleistungsangebot begegnet.

Was sind für Sie und Ihr Team die wichtigsten Meilensteine in der Umsetzung der digitalen Roadmap und wie geht es nun weiter?

 

Vogler: Die digitale Roadmap von Siemens liefert uns einen klaren Überblick, wie wir unsere Prozesse künftig durch validierte digitale Systeme verbessern und zugleich die umfassende Datenintegrität aufrechterhalten können. Darin liegt für uns eine wesentliche Voraussetzung, damit wir in einem verstärkt digitalen industriellen Umfeld weiter wachsen und unsere Kunden auch weiterhin auf ChemCon als verlässlichen Partner mit hochwertigen Produkten vertrauen können. Zugleich ist die digitale Roadmap für uns nur der Anfang eines langfristigen gemeinsamen Projekts. Auch wenn das Projektmanagement künftig bei ChemCon verankert sein wird, werden wir weiterhin auf die Zusammenarbeit mit Siemens setzen. Denn wir sind überzeugt davon, dass der gemeinsame Austausch zu bestimmten Meilensteinen auch in Zukunft entscheidend dazu beitragen wird, unser erklärtes Ziel zu erreichen: eine deutlich verbesserte Produktivität durch Digitalisierung.

*cGMP (current Good Manufacturing Practice, dt: Gute Herstellungspraxis):
Teil der Qualitätssicherung, der gewährleistet, dass Produkte gleichbleibend nach den Qualitätsstandards produziert und geprüft werden, die der vorgesehenen Verwendung und den Zulassungsunterlagen entsprechen. Gute Herstellungspraxis betrifft sowohl die Produktion als auch die Qualitätskontrolle.
Quelle: http://www.was-ist-gmp.de/gmp/was-ist-gmp/

ChemCon ist ein inhabergeführter, mittelständischer Dienstleister mit Sitz in Freiburg i.Br.. ChemCons Laboratorien, Reinräume, Analytik und Qualitätssicherung sind speziell für die Herstellung von Pharmawirkstoffen in klinischen Studien oder kommerziellen Substanzen mit einem geringen Jahresbedarf geeignet. Anwendungsbeispiele sind unter anderem seltene Krankheiten, Notfall- oder Postoperative Medizin, Augenheilkunde oder Onkologie. ChemCon stellt auch hochwertige Feinchemikalien in höchster Reinheit her.

Mit über 4300 m² Nutzfläche ist ChemCon heute das größte privatgehaltene Unternehmen im Innovation Center innerhalb des Industriepark Nord, Freiburg. Das stetig wachsende Unternehmen schafft am Standort kontinuierlich neue Arbeitsplätze und ist seit vielen Jahren anerkannter Ausbildungsbetrieb. Gegründet wurde ChemCon am 29. Januar 1997 durch einen Partnervertrag zwischen Dr. Raphael Vogler (CEO) und Dr. Peter Gockel (CSO).

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Alles was Sie über Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung wissen müssen.