Simulationssoftware: Menü auf der Schwebebahn

Der Anlagenbauer Eisenmann hat am Hamad International Airport in Doha ein voll automatisiertes Elektrohängebahnsystem für die Catering-Logistik installiert.

Katar ist ein aufstrebendes Land. Die Halbinsel im Persischen Golf – etwa halb so groß wie das Bundesland Hessen – besitzt weltweit die drittgrößten Gasvorkommen und ist der wichtigste Lieferant von verflüssigtem Erdgas. Dieser Rohstoff begründet den Wirtschaftsboom in dem Staat, der zu den reichsten Ländern der Erde gehört.

 

Ein solcher Hotspot braucht einen modernen Flughafen. Seit Mai 2014 bevölkern rund 30 Millionen Passagiere jährlich den neuen Hamad International Airport in der Hauptstadt Doha – eine logistische Herausforderung auch für das Catering: Egal, ob Cola, Mineralwasser oder Kaffee, ob Hühnchen mit Reis oder Spaghetti Carbonara – täglich müssen rund 82.000 Mahlzeiten auf entsprechende Trolleys verladen werden. Diese gilt es zunächst für den Transport zu den Flugzeugen vorzubereiten und nach ihrer Rückkehr wieder zu reinigen.

 

Dass von Beginn an alles fehlerfrei abläuft, gelingt nur dank ausgeklügelter Technik und Logistik. Für diese Aufgabe vertraute man im Emirat ganz auf deutsche Ingenieurskunst: Die Eisenmann SE, ein international tätiger Anlagenbauer mit Sitz in Böblingen und weiteren Standorten in den USA, Indien und China, erhielt den Auftrag. Ziel war es, ein voll automatisiertes Elektrohängebahnsystem zu installieren, das die Trolleys im riesigen Logistikzentrum am Flughafen transportiert. Die Ingenieure aus Süddeutschland setzten dabei auf Industriesoftware von Siemens, mit der sie die gesamte Anlage vorab virtuell planten, testeten und optimierten.

Vorabtest in Böblingen

Als Systemanbieter für Umwelttechnik, Materialfluss-Automation und Prozesstechnik sieht sich Eisenmann heute einer enormen Komplexität sowie wachsendem Zeit- und Kostendruck gegenüber. Der Erfolgsschlüssel lautet: intelligente Planung und exzellente Vorbereitung von Beginn an – dank innovativer Software.

„Noch vor wenigen Jahren hätten wir ein Team von Ingenieuren nach Katar schicken müssen, die die Anlage vor Ort testen, um Schwachstellen in der Software aufzuspüren und zu beheben“, sagt Dr. Monika Schneider, Simulationsexpertin von Eisenmann.

 

Heute ist das einfacher, die Experten können sich die rund 5.800 Flugkilometer in den Nahen Osten sparen: „Dank der Simulationssoftware Tecnomatix Plant Simulation von Siemens konnten wir die gesamte Anlage bereits in Böblingen testen – obwohl der Flughafen in Katar noch im Bau war.“

Dank der Simulationssoftware Tecnomatix Plant Simulation von Siemens konnten wir die gesamte Anlage bereits in Böblingen testen – obwohl der Flughafen in Katar noch im Bau war.
Dr. Monika Schneider, Simulationsexpertin, Eisenmann SE

Alle Szenarien im Blick

So schoben die Ingenieure in Böblingen am PC voll beladene Servicewagen in die wartenden Transportbehälter, brachten sie virtuell zur Entleerungsstation, entleerten sie, säuberten sie in der Reinigungszone und beförderten sie an die entsprechenden Terminals – und das bis zu 20.000 Mal am Tag. „Der Programmierer musste alle Szenarien voraussehen, die zu Problemen hätten führen können“, sagt Monika Schneider – etwa wenn ein Transportwagen seine Position nicht erreicht oder der Zwischenspeicher für leere Transportwagen zu klein ist. Dank der zahlreichen detaillierten Tests im Vorfeld geriet der Livestart letztlich zur Punktlandung. „Als wir die Elektrohängebahn dann zum ersten Mal in der Realität nutzten, funktionierte alles so, wie wir es virtuell geplant hatten.“

 

Wie wirkt sich eigentlich ein höheres Flugaufkommen auf das Catering aus, wie funktioniert der Transport unterschiedlicher Stückgrößen, wie lässt sich verhindern, dass sich Abläufe auf der Anlage gegenseitig blockieren? Dass sich solche Fragen mit Tecnomatix jetzt bereits vor der tatsächlichen Inbetriebnahme klären lassen, bringt für mittelständische Unternehmen wie Eisenmann entscheidende Vorteile: „Entwicklungszeiten wurden kürzer, langwierige, personalintensive Vor-Ort-Arbeiten waren unnötig, und das unternehmerische Risiko war für uns kalkulierbar, da mögliche Projektverzögerungen weitgehend ausgeschlossen werden konnten“, erklärt Dr. Monika Schneider. So kann Eisenmann künftig seine Lieferzeiten weiter verkürzen – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.

Entwicklungszeiten wurden kürzer, langwierige, personalintensive Vor-Ort-Arbeiten waren unnötig, und das unternehmerische Risiko war für uns kalkulierbar, da mögliche Projektverzögerungen weitgehend ausgeschlossen werden konnten.
Dr. Monika Schneider, Simulationsexpertin, Eisenmann

Simulation spart Geld

Für Firmen, die weltweit agieren, sind die Fragen im globalisierten Wirtschaftsraum immer gleich: Wie können Unternehmen die Produktivität steigern, die Flexibilität erhöhen und die Kosten senken? Mit der Tecnomatix-Software kommt eine neue Qualität in die Planung. Dank 3D-Simulationen lässt sich eine nahezu unbeschränkte Fülle an Variablen vernetzt betrachten. Trotzdem bleiben sie visuell verständlich – selbst bei großen, komplexen Anlagen. Interaktiv lassen sich Szenarien und Problemstellungen testen: Läuft die Anlage auch unter Volllast problemlos? Wo entstehen Engpässe, wie kann man ihnen vorbeugen?

 

„Im Geschäftsbereich Fördersysteme setzen wir Plant Simulation für fast jedes Projekt ein“, sagt Ralf Weiland, Senior Vice President, Eisenmann Conveyor Systems. Hinzu kommt: Es gibt einen echten Return on Investment. Denn jeder Euro, der in die Simulationslösung Tecnomatix fließt, spart auf dem Weg zur fertigen Anlage bis zu zwölf Euro Entwicklungskosten.

Im Geschäftsbereich Fördersysteme setzen wir Plant Simulation für fast jedes Projekt ein.
Ralf Weiland, Senior Vice President, Eisenmann Conveyor Systems

Daraus hat Eisenmann schnell seine Schlüsse gezogen. Künftig wird das schwäbische Familienunternehmen, das bereits 1951 gegründet wurde, seine verschiedenen Prozesse – angefangen beim Vertrieb bis hin zum Service – weltweit vereinheitlichen. So wird die länder­über­greifende Weitergabe von Daten innerhalb der internationalen Projektteams deutlich vereinfacht. Eisenmann ist schließlich auch in Spanien, Brasilien und Russland aktiv.

 

Für die Produktentwickler und Anlagenkonstrukteure kommen daher Siemens-Softwarelösungen zum Einsatz: Teamcenter (PLM) als gemeinsame Engineering-Datenplattform sowie die NX-Software (MCad), aus der sich die Daten mühelos in Tecnomatix übernehmen lassen. „So rücken unsere weltweiten Projektteams noch näher zusammen – die Vorteile dieser Integration reichen also weit über den Nutzen einzelner Softwarelösungen hinaus“, resümiert Gerd Schneider, Corporate Vice President von Eisenmann.

2015-10-01

Picture credits: Eisenmann; Video: Siemens Industry Software

Eisenmann ist ein international führender Anbieter von Anlagen und Dienstleistungen. Seit über 60 Jahren baut das süddeutsche Unternehmen hochflexible, energieeffiziente und ressourcenschonende Anlagen für Fertigung, Montage und Logistik.

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