Industrielle Kommunikation: Netzwerken leicht gemacht

Digitale Betriebsabläufe, durchgängige Prozesse und rasant steigende Datenmengen – ­ um konkurrenzfähig zu bleiben, sind leistungsstarke Kommunikationsnetzwerke ­ über­lebenswichtig. Doch wie werden diese richtig geplant, dimensioniert, umgesetzt und abgesichert? Wolfgang Schwering, Siemens-Experte und Trainer für industrielle Netzwerke, erklärt, wie Anwender fit für die Digitalisierung werden.

Herr Schwering, warum sollte ich mich als An­wen­der überhaupt selbst um meine industriellen Netzwerke kümmern und das Thema nicht einfach outsourcen?

 

Wolfgang Schwering: Das Produktionsnetzwerk ist Teil des Produk­tionsprozesses, also des Kerns ­eines jeden produzierenden Unternehmens. Darin steckt viel Unternehmens-Know-how – und das muss ­natürlich geschützt werden! Lagert man diesen Bereich aus, ­können sensible Informationen wie zum Beispiel Produktneuheiten schnell in falsche Hände geraten. Will oder muss man doch auslagern, ist ein vertrauenswürdiger und ­verlässlicher Partner Pflicht. Der Anlagenbetreiber sollte dennoch ein ­gewisses Know-how haben, wie sein Netz aufgebaut ist und funk­tioniert. So kann er im Notfall, etwa bei ­einem Ausfall am Sonntagabend, auch selbst Hand anlegen.

Sie persönlich schulen Anwender, um diese auf die Veränderungen und die neuen Marktanforde­rungen vorzubereiten. Was sind die größten Herausforderungen, ­denen sich ihre Schulungsteilnehmer tagtäglich stellen müssen?

 

Schwering: Unsere Schulungsteilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Und zwar nicht nur klassische Automatisierungstechniker, die ihr Wissen ­vertiefen möchten, sondern auch IT-Spezialisten, die nicht mit den industriellen Anforderungen vertraut sind. Gerade die Schnittstelle zwischen Industrie- und Office-Welt,  die Produktions-IT, ist da ­äußerst wichtig. Wir schulen aber auch unsere eigenen Mitarbeiter ­sowie die 36 zertifizierten Siemens Solution Partner, die in 14 Ländern als direkte Ansprechpartner den Endkunden zur Verfügung stehen. Was die meisten Teilnehmer gemeinsam haben, ist, dass sie häufig mit bereits bestehenden Maschinen- oder Anlagennetzen arbeiten. Diese sollen nun in eine übergeordnete Struktur eingebunden wer­den. ­Dadurch werden die Netze deutlich komplexer. Es gilt, diese nun ­sicher zu machen und einen Remote-­Zugang zur Anlage für ­Monitoring oder Wartung herzustellen. Auch die Verfügbarkeit muss gewähr­leistet sein. Zudem stehen die ­Techniker vor der ­Herausforderung, zu definieren, welche ­Redun­danz-Mechanismen sie verwenden ­können, die auch den Automatisierungsanforderungen entsprechen. Unter Umständen müssen noch Umweltanforderungen, wie etwa für raue Umgebungen bei Appli­kationen auf Ölbohrinseln oder in der Wüste oder Vorgaben zum ­Explosionsschutz in der Chemie­­­­-
branche, berücksichtigt werden.

Was nehmen die Teilnehmer ­Ihrer Lehrgänge mit nach Hause beziehungsweise in ihre Unternehmen?

 

Schwering: Viele unserer Kunden haben ihr Netzwerkwissen durch Training-on-the-Job gelernt. Sie ­haben zwar ein gewisses Know-how, aber immer noch Wissenslücken. Wir vermitteln ihnen mit praxis­erfahrenen Trainern fundiertes Wissen über den gesamten Lebenszyklus ihrer Anlage. Gerade in der Planung lässt sich dadurch viel Geld sparen. Wir zeigen ihnen, wie sie ihr Netz richtig dimensionieren und mit den passenden Komponenten so aufbauen, dass es problemlos und sicher läuft. Es ist außerdem nicht ganz einfach, bestehende ­Anlagen im Nachhinein zu optimieren. Dazu braucht man Tricks und Kniffe, um beispielsweise Ausfallzeiten während der Optimierung möglichst gering zu halten.

Im Produktionsnetzwerk steckt viel Unternehmens-Know-how, und das muss natürlich geschützt werden.
Wolfgang Schwering, Experte und Trainer für industrielle Netzwerke, Siemens AG

Ausfälle werden immer häufiger auch durch Cyber-Attacken ausgelöst – laut KPMG wurden im vergangenen Jahr über die Hälfte der Schweizer Unternehmen Opfer eines solchen Angriffs. ­Einer Untersuchung von Juniper Research zufolge sind gerade Mittelständler dieser Gefahr ­besonders stark ausgesetzt – und die Kosten, die solche Angriffe verursachen, explodieren. Was also tun?

 

Schwering: Zunächst einmal: Das Thema ernst nehmen und in Cyber Security investieren – und da gibt es noch viel Nachholbedarf, gerade auch bei kleineren und mittleren Unternehmen. Netze sind schnell aufgebaut, mit dem Internet verbunden und einsatzbereit. Sie ab­zusichern und vor Datenklau und Sabotage zu schützen, ist das A und O – sonst zahlt man hinterher doppelt. Mit dem gestaffelten ­Defense-in-Depth-Konzept können Kunden ihre Anlagen und Netzwerke umfassend schützen. Wir ­helfen Maschinenbauern, ihre Anlagen durch ­Verschlüsselung und Authentifizierung vor unberechtigten Zugriffen zu schützen. So können sie über eine einfach zu installierende ­Managementplattform für Remote ­Networks Anlagen und Maschinen sicher und komfortabel warten – auch wenn diese in fremde Netzwerke eingebunden sind.

2017-11-02
Picture credits: Siemens AG / Stephan Minx

Experte für industrielle Netzwerke, arbeitet im Pre Sales Support bei Siemens – und gibt seine langjährige Erfahrung unter ­anderem auch in ­Schulungen an ­Siemens-Mitarbeiter, ­zertifizierte Solution Partner und Kunden der Maschinenbauer ­weiter.

Netzwerke werden immer komplexer. Durch die Digitalisierung verzahnen sich IT- und Automatisierungstechnik immer stärker und stellen Anwender vor neue Herausforderungen in Bezug auf Verfügbarkeit, Robustheit, Flexi­bilität und Sicherheit. Siemens Professional Services for Industrial Networks unterstützt Anwender dabei, indus­trielle Netzwerke zu planen und zu implementieren – exakt auf die spezifischen Anforderungen zugeschnitten. Zum Angebot zählen auch Lösungen für Automatisierungsumgebungen und andere betriebskritische indus­trielle Applikationen – auch für die Stromerzeugung und -verteilung, die Öl- und Gasbranche sowie die Bereiche Transport und Verkehr.

 

siemens.de/industrial-networks-services

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