Fernwärmemanagement ohne lange Wege

In der Wohnanlage „Henninger Stadtgärten” ermöglicht die Kombination aus energieeffizienter Technologie und vernetztem Steuerungssystem Bewohnern, Facility-Managern und Energieversorgern, den Energieverbrauch genau zu kontrollieren – auch dann, wenn niemand zu Hause ist.

Während Frankfurt darum buhlt, Tausende internationaler Finanzfachkräfte in die Bankenmetropole am Main zu locken, haben dortige Immobilienentwickler die erste Bauphase einer Luxuswohnanlage mit energiesparender Technologie abgeschlossen, die bisher einmalig ist.

 

In den „Henninger Stadtgärten” sind Schlagworte wie „Industrie 4.0” und „Internet der Dinge” weit mehr als bloß ein vages Konzept. Hier ermöglicht die Kombination aus energieeffizienter Technologie und vernetztem Steuerungssystem sowohl Bewohnern, Facility-Managern als auch Energieversorgern, den Energieverbrauch genau zu kontrollieren, die Gesamtkosten deutlich zu senken und den Wartungsbedarf zu reduzieren. Da die Überwachung und Steuerung der Gebäudetechnik auf einer Cloud-Lösung basiert, geschieht all das aus der Ferne – und selbst dann, wenn keiner zu Hause ist.

Sonnenenergie trifft auf die Cloud

Die in den „Henninger Stadtgärten” zum Einsatz kommenden Lösungen reichen von Solaranlagen zur Energieproduktion in Mehrfamilienhäusern bis hin zu Energiemanagementsystemen für einzelne Wohneinheiten. Zum Nutzen von Immobilienverwaltern und Energieanbietern ermöglichen sie außerdem die Verwaltung der Warmwasserversorgung sowie die Berechnung des gesamten Energieverbrauchs.
 

Schon im derzeitigen Entwicklungsstadium der Immobilie werden rund 100.000 energiebezogene Daten in der Minute gesammelt und an den Cloud-Server übermittelt. Nach dem Abschluss aller Bauphasen werden es fast 100.000 in der Sekunde sein.

Die Cloud-Daten werden bei einer Firma in Dresden überwacht, gut 500 Kilometer vom deutschen Finanzzentrum Frankfurt entfernt. Dort erhalten die Bewohner der Frankfurter Wohnanlage bei Bedarf Unterstützung in Sachen Heizung, Kühlung und Wasserverbrauch.

 

Früher brauchte ein kleines Heer an örtlichen Arbeitskräften und Objektverwaltern ganze Tage für das umfassende Monitoring – heute ist das quasi in Echtzeit möglich.

Frankfurt im Fokus

Das Monitoring-Team kann jedes technische Problem lokalisieren und analysieren. Ruft einer der Bewohner an, weil die Heizung nicht funktioniert oder das Wasser nicht klar ist, kann das  Bedienpersonal mit Hilfe einer virtuellen Karte und Echtzeitdaten schnell die Quelle des Problems ausmachen. Visualisierung und Diagnose sind jederzeit möglich, da sämtliche Daten der Wohnanlage an die Cloud-Plattform gesendet werden, wo Analyseprogramme zur automatischen Überwachung eingesetzt werden, um Anomalien zu entdecken sowie Prognosen zum Verbrauch und dem zu erwartenden Wartungsbedarf zu machen.

Ein „like” für M2M 

Möglich macht das ein Unternehmen aus Elsterheide bei Dresden. Hier, in der Zentrale der PEWO Energietechnik GmbH, dem Erstausrüster (Original Equipment Manufacturer = OEM) und Service-Provider der zweihundert bereits bezogenen Wohnungen, kommen Industrie 4.0 und das Internet der Dinge ins Spiel: PEWO nutzt die Daten aus dem Netzwerk auch, um in das Projekt involvierte Hardware-Anbieter wie den Hersteller der Heißwasserspeicher über die Leistung ihrer Geräte auf dem Laufenden zu halten.

Das hier geht über „intelligentes Wohnen” hinaus. Es ist ein intelligentes Fernwärmenetzwerk.
Nico Petrick, PEWO Energietechnik GmbH

PEWO liefert und überwacht beispielsweise das automatisierte Feedback zu Maschinenleistung und zur Maschine-zu-Maschine-Kommunikation – beides sind Grundpfeiler von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge. „Industrie 4.0 und das Internet der Dinge sind in aller Munde“, sagt Nico Petrick, Geschäftsleiter von PEWO. „Hier kann man sie in Aktion erleben. Das hier geht über “intelligentes Wohnen” hinaus. Es ist ein intelligentes Fernwärmenetzwerk.”

Ein Managementsystem, das alles abdeckt

Wenn der letzte Bauabschnitt abgeschlossen ist, wird PEWO für die einzelnen Wohneinheiten insgesamt 800 Frischwasser- und Heizstationen geliefert haben. In diesen Stationen verbaute PEWO den für Fernwärmeanlagen optimierten Siemens Climatix Controller sowie weitere Hardware von Siemens wie das Siemens M-Bus Modul. Dieses Modul übermittelt die Daten zum Fernwärmeverbrauch von den Zählern direkt an den Climatix Controller. Auf genau diese Daten greift PEWO auch beim Berechnungsservice für den Energieversorger zurück.

 

Siemens bietet OEMs wie PEWO ein Managementsystem, das alles abdeckt – von der Wärmeproduktion und -verteilung über das Energiemanagement für einzelne Wohneinheiten bis hin zur Berechnung der Energiekosten.

 

„Wir haben uns entschieden, die Controller von Siemens in den einzelnen Wohneinheiten und den Frischwasser- und Heizstationen zu verbauen, weil sie sich passgenau in unsere Technologie integrieren lassen. Die Geräte können vorprogrammiert und in unserer Serienproduktion genutzt werden. Darüber hinaus haben sie uns eine neue Umsatzquelle erschlossen, da sie uns in die Lage versetzen, für den Energieversorger eine Verbrauchsabrechnung zu erstellen, die dieser für die Weitergabe an den Kunden benötigt. Den richtigen Controller zu finden, war von entscheidender Bedeutung“, betont Petrick, „denn wir sind nicht nur für die Herstellung der Frischwasser- und Heizstationen verantwortlich, sondern auch dafür, dass sie bestmöglich funktionieren.“ 

16.02.2017

Text: Rhea Wessel

Bilder: Martin Leissl

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