Skandinavischer Komfort

Als der norwegische Maschinenbauer Framo seine neue Zentrale mit flexiblen, heterogenen Büros, Produktionshallen, einem Fitnessstudio und einem Pool plante, kam ein spektakuläres Gebäude heraus. Doch ist das Gebäudemanagementsystem des Unternehmens dieser enormen Vielseitigkeit auch gewachsen?

Im Februar 2015 bezog das Maschinenbauunternehmen Framo seine beeindruckende neue Firmenzentrale unweit der norwegischen Stadt Bergen. Das Sjølivet („Leben am Meer”), wie das Gebäude genannt wird, bringt in Sachen Wartung und Energieeffizienz eine Reihe von Herausforderungen mit sich, unter anderem riesige Glasfassaden, verschiedenste Räume unterschiedlichster Größe und sogar ein 25 Meter langes Schwimmbecken!

 

„Sjølivet ist in der Tat ein sehr komplexes Gebäude mit hohen Anforderungen an Effizienz, Komfort und Flexibilität“, sagt Leif Sæterdal, Leiter der Instandhaltung bei Framo. So können einzelne Räume unter Umständen verschiedenen Zwecken dienen, und sie während der Lebensdauer des Gebäudes sogar umgestaltet oder umgewidmet werden. Bei der Klimakontrolle gibt es außerdem große Unterschiede zwischen Bürotrakt und Produktionsbereich. Framo brauchte ein Gebäudemanagementsystem, das all das berücksichtigen kann.

„So wie ich das verstehe, hat die Komplexität des Gebäudes den Ausschlag dafür gegeben, dass der Bauträger sich in Absprache mit Framo für das Desigo System zur Gebäudeautomatisierung von Siemens entschieden hat“, sagt Sæterdal. Eineinhalb Jahre nach dem Einzug des Unternehmens ins Sjølivet sind die Ergebnisse wirklich beeindruckend. Gegenüber vergleichbaren Systemen betragen die Energieeinsparungen 60 bis 70 Prozent, und das Raumklima ist nahezu perfekt.

Minimaler Aufwand, maximale Flexibilität

„Das System ermöglicht uns, das Klima wenn nötig in sämtlichen Räumen auf einmal zu regeln oder dieses bei Bedarf nur in einer gewissen Anzahl von Räumen zu ändern“, sagt Sæterdal. „Das führt zu einer höheren Energieeffizienz und außerdem zu einer angenehmeren Arbeitsumgebung für die Belegschaft.“ Das System ist außerdem so konzipiert, dass sich Räumlichkeiten jederzeit mit minimalem Aufwand umgestalten lassen. Neue Heizkörper lassen sich beispielsweise installieren, indem man diese einfach an der Wand befestigt, eine simple Verbindung mit Desigo herstellt und einige geringfügige Software-Anpassungen vornimmt. Alles in allem dauert dieser Vorgang nur wenige Stunden. 

Framo hat in diesem Gebäude nicht eine Stunde Ausfallzeit zu beklagen, die auf das Raumklima oder sonst irgendwie auf das Gebäudemanagement zurückzuführen wären. Und wir alle wissen um die enorme gesamtwirtschaftliche Bedeutung niedriger Ausfallzeiten.
Leif Sæterdal, Leiter der Instandhaltung bei Framo

„Dank der Flexibilität des Desigo-Systems konnten alle Änderungen und Anpassungen problemlos durchgeführt werden“, sagt Sæterdal. „Framo hat in diesem Gebäude nicht eine Stunde Ausfallzeit zu beklagen, die auf das Raumklima oder sonst irgendwie auf das Gebäudemanagement zurückzuführen wären. Und wir alle wissen um die enorme gesamtwirtschaftliche Bedeutung niedriger Ausfallzeiten.“

 

Verantwortlich für Installation und Wartung des Gebäudemanagementsystems des Sjølivet ist die Bergener Firma Bautec, ein Unternehmen, das schon früher bei komplexen Bauvorhaben mit Siemens zusammengearbeitet hat. „Die Komplexität und die Flexibilitätsanforderung haben dem System einiges abverlangt, aber es hat die Herausforderung gemeistert“, sagt Tore André Haugen, Managing Director von Bautec. „Da Desigo ein offenes System ist, konnten wir es sogar für die Verwaltung von Anlagen und Systemen nutzen, die eigentlich gar nicht in den Bereich der Raumadministration fallen, wie z.B. das Schwimmbad und die audiovisuellen Systeme, was die Nutzung und Wartung für das Servicepersonal von Framo sehr viel einfacher macht.“

Der Schlüssel zur Energieeffizienz

Dieses offene System ist auch der Schlüssel zu hoher Energieeffizienz. Alles beruht auf einer gemeinsamen Plattform. In älteren Gebäuden wurden für Heizung, Kühlung und Lüftung verschiedene Steuerungssystem verwendet. War die Temperatur zu niedrig, wurde die Heizung eingeschaltet. War der Raum warm genug, kamen Kühlung oder Lüftung ins Spiel. So bestand ein ständiges Risiko, dass die Systeme miteinander konkurrierten und Energie verschwendeten. Bei Desigo überwachen Sensoren das Raumklima. Wenn sie eine Diskrepanz entdecken, korrigiert das System das Klima über die minimale Anpassung eines einzigen Parameters. Statt die Kühlleistung zu steigern, wird die Heizleistung gesenkt, und die Lüftungsventilatoren laufen immer im optimalen Tempo. Das Wartungsteam von Framo kann jederzeit Unterstützung von Bautec in Anspruch nehmen, aber dafür, betont Sæterdal, müssen die Bautec-Mitarbeiter ihre Büros in Bergen eigentlich so gut wie nie verlassen: „Wir begegnen uns eigentlich nur bei der jährlichen Revision des Systems“, sagt Sæterdal. „Dann überprüfen wir gemeinsam jeden einzelnen Teil des Systems und testen eine Vielzahl von Funktionen in Büros, Produktionshallen und allen möglichen Räumen.“

Bisher gab es erst eine jährliche Revision, im Juni 2016. Es dauerte etwa eine Woche, alle Teile des Systems und jedes einzelne Gerät zu überprüfen. Auch die elektronischen Geräte des Klimasystems sind von Siemens und haben sich als äußerst zuverlässig und robust erwiesen. „Bis jetzt mussten wir so gut wie nichts austauschen“, sagt Haugen. „Verglichen mit anderen Projekten, an denen wir gearbeitet haben, ist dies eines der reibungslosesten, obwohl es mit Abstand das größte ist.“ 

 

Um so weit im Norden das perfekte Raumklima zu erreichen, macht sich Sjølivet die Nähe zum Ozean zunutze. Meerwasser mit einer konstanten Temperatur von 8 Grad wird ins Gebäude gepumpt, wo ein Wärmetauscher dem Wasser ein paar Grad Wärme entzieht, das danach als Heizmittel im Klimasystem dient. Das ideale Raumklima wird also von der Natur – unter Verwendung einer minimalen Menge an Energie – erzeugt. „Das Desigo-System stellt sicher“, merkt Sæterdal an, „dass wir nur exakt die benötigte Wassermenge abpumpen.“

24.02.2017

Text: Nils Lindstrand, Journalist in Stockholm.

Bilder: David Zadig

Framo AS, mit Sitz im norwegischen Bergen, ist der führende Hersteller von Unterwasserpumpsystemen für die Schifffahrt und die Offshore-Industrie. 2015 bezog Framo seine neue Firmenzentrale, ein modernes Gebäude, bei dessen Gebäudemanagement Siemens’ Desigo-System zum Einsatz kommt.

 

Bautec AS, gegründet 2012, ist ein Ingenieurdienstleister aus dem norwegischen Bergen, spezialisiert auf Automation und Energieeffizienz beim Management und Monitoring großer Gewerbebauten. Bautec hat das Desigo-System für die Framo-Zentrale installiert und ist für seine Wartung zuständig.

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