Seouls ehrgeizige Energiewende

Seoul ist in Bewegung, die Bevölkerung von Südkoreas Hauptstadt hat sich zwischen 1970 und 1990 von rund 5,4 Millionen auf 10,6 Millionen fast verdoppelt. Trotz unterdessen stabiler Bevölkerungszahlen steht Seoul heute vor neuen Aufgaben bei nachhaltiger Energie, Treibhausgasemissionen (THG) und Luftqualität.

Schon heute hat Seoul beeindruckende und beispiellose Erfolge bei der Senkung des Energieverbrauchs und von THG erzielt. Zwischen 2012 und 2014 reduzierte die Stadt den Energieverbrauch um 2 Millionen TOE. Bis 2020 möchte die Stadt 10 Millionen Tonnen THG einsparen.

 

Um weitere Einsparungspotenziale zu finden, hat die Stadtverwaltung von Seoul das Siemens City Performance Tool (CyPT) eingesetzt. Damit soll die Leistungsfähigkeit von 46 Infrastrukturtechnologien in den Bereichen Gebäudetechnik, Mobilität und Energie geprüft werden. „Seoul hat sich für das CyPT von Siemens entschieden, um weiteres Potenzial zur Emissionsreduzierung durch den Einsatz neuer Transport-, Energie- und Gebäudetechnologien auszuloten“, erklärte Park Won-soon, seit 2011 Bürgermeister von Seoul.

 

Auf der Basis von über 350 Datenpunkten, die von der Stadtverwaltung und dem Seoul Institute bereitgestellt wurden, konnten mit dem Siemens-CyPT mögliche THG-Einsparungen von über 23 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr 2014 bis zum Jahr 2020 identifiziert werden, die in dem Bericht „Seoul 2020“ aufgeführt sind. Das wäre im Vergleich mit den anderen 19 Städten, in denen CyPT zum Einsatz kam, ein zeitlich sehr ambitioniertes Einsparungsprogramm.

Frau JungHyun Jung von der Abteilung Strategy & Business Development bei Siemens Ltd. Seoul ist sicher: Siemens kann viel dazu beitragen, dass Seoul diese Ziele erreicht. „Siemens-Technologien können dabei helfen, mehr als 15 der 23 Prozent THG-Einsparungen zu erzielen, die bis 2020 angepeilt werden sollen“, meint Frau Jung.

Um weitere Potenziale zur Emissionsreduzierung durch den Einsatz neuer Transport-, Energie- und Gebäudetechnologien auszuloten..
Park Won-soon, Bürgermeister von Seoul, Südkorea

Metro-Ausbau bringt bis zu 1,5 Millionen Jobs

Von den 46 Infrastrukturtechnologien, die das CyPT abbildet, beziehen sich 18 auf das Transportwesen. Siemens geht davon aus, dass mit Seouls Investitionen in die Verkehrstechnik die größten THG-Reduktionen erreicht werden. Vor allem wird erwartet, dass die zehn neuen U-Bahn-Linien die THG-Emissionen um rund 1.100 kt CO2 senken und über 300.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze in Installation, Wartung und Betrieb schaffen.

 

In der Gesamtschau geht das CyPT davon aus, dass Seouls beispiellose Investition in die Erweiterung des U-Bahn-Netzes mehr als 2,4 Millionen Tonnen THG einspart. Dies entspricht fast 5 Prozent der gesamten stadtweiten Emissionsreduktionen und schafft fast 1,5 Millionen vollzeitäquivalente Arbeitsplätze.

 

Sogar eher niederschwellige Entwicklungen im Mobilitätsbereich tragen dazu bei, dass Seoul seine Ziele bei der Emissionssenkung erreicht. Laut Siemens können Parkleitsysteme die bei der Parkplatzsuche zurückgelegten pro-Kopf-Personenkilometer reduzieren.

23 Gebäudetechnologien zur Emissionsreduktion

Der CyPT-Bericht „Seoul 2020“ von Siemens berücksichtigte 23 Gebäudetechnologien, von denen angenommen wurde, dass sie die THG-Emissionen von Gebäuden um 13,6 Prozent senken. Diese Reduktion würde die THG-Emissionen um 3,6 Millionen Tonnen senken, was 7,6 Prozent der stadtweiten Reduktion entspricht. Dies würde durch effizientere Beleuchtung in Gewerbe- und Wohnräumen sowie den Einsatz von Technologien erreicht, die die Nutzung von Räumen optimieren und Funktionen automatisieren.

 

Siemens geht davon aus, dass die Gebäudeautomation zu den größten Einsparungen beiträgt und die THG-Emissionen um 8,1 Prozent senkt.

Laut Frau Jung von Siemens Ltd. Seoul liegt eine der Stärken von Siemens bei den Gebäudeautomations- und Leittechnik-Systemen (BACS). Diese senken die Kosten der Gebäude-Energieautomation, indem sie den Verbrauch von thermischer und elektrischer Energie minimieren, was letztendlich eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von CO2, PM10 und NOx spielt.

Management Service für Elektrofahrzeuge

Nach landesweiten Stromausfällen im Sommer 2011 und nach den Ereignissen in Fukushima in Japan, die schon früher im gleichen Jahr Fragen zur Abhängigkeit Seouls von der Kernenergie aufgeworfen hatten, begann die Stadt mit einer weltweit beispiellosen Energiewende.

 

Laut dem CyPT-Bericht „Seoul 2020“ von Siemens könnten stadtweit THG-Reduktionen von bis zu 3,4 Prozent durch Investitionen in neue Kraft-Wärme-Kopplung, Fernwärmesysteme und Photovoltaikanlagen erzielt werden. Zu diesem Zweck hofft die Seoul Energy Corporation, bis zum Jahr 2020 zwei Großprojekte realisieren zu können, mit denen diese Reduzierung erreicht werden soll.

 

Erstens wird der Bau des Magok-Blockheizkraftwerkes 75.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Fernkühlung und -heizung versorgen und die Gesamtzahl der angeschlossenen Haushalte auf 284.000 erhöhen. Zweitens wird durch den Ausbau von erneuerbaren Energien, z.B. aus Photovoltaikanlagen, bis zum Jahr 2020 204,6 MW Strom erzeugt werden, was dem Stromverbrauch von 64.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht.

 

 

Darüber hinaus erhöht die Seoul Energy Corporation bis 2018 das Angebot an Elektrofahrzeugen auf 10.000 und entwickelt einen Life-Cycle-Management-Service, der alles vom Kauf, der Wartung und dem Aufladen von Elektrofahrzeugen bis zum Weiterverkauf und der Verschrottung regelt.

 

Und noch vor Ende des Jahres 2017 will die Seoul Energy Corporation mit einem Pilotprojekt namens „Solar Station“ starten, das Energie aus Solarzellen speichert, um sie zu einem anderen Zeitpunkt wiederzuverwenden.

Einsparungen durch intelligente Technologie

Mit weltweit beispiellosem Tempo und Engagement hat Seoul von Kernenergie auf nachhaltige Energie umgestellt. Das Leben in Seoul ist genauso temporeich. Der CyPT-Bericht „Seoul 2020“ zeigt, dass die THG-Emissionen gegenüber dem Ausgangsjahr 2014 bis zum Jahr 2020 um 23 Prozent gesenkt werden können. Fast zwei Drittel dieser Einsparungen können mit Siemens-Technologien für schienengebundenen Stadtverkehr, intelligente Gebäude, intelligenten Verkehr, Elektrofahrzeuge und dezentrale Energie erreicht werden.

14.02.2018

Text: Walter Foreman, freier Autor in Korea.

Bilder: Siemens AG

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