Energieeffizientes Einkaufszentrum
Wie eine der größten Einkaufsdestinationen Schwedens die Digitalisierung nutzt, um ihren Energieverbrauch drastisch zu reduzieren.
Die Digitalisierung hat dem Einkaufszentrum Väla in Schweden erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht. Nun will die Shopping-Destination mehr.
Etwas außerhalb von Helsingborg liegt das Gewerbegebiet Väla. Mit 200 Läden und 11,5 Millionen Besuchern jährlich – oder 200.000 Besuchern pro Woche – zählt Väla zu den größten Einkaufsdestinationen in Schweden.
Der Energieverbrauch ist der größte einzelne Kostenfaktor des Einkaufszentrums. Daher waren erhebliche Energieeinsparungen schon lange eines der vorrangigen Ziele des Eigentümers. Mit Desigo, dem digitalen Betriebs- und Überwachungssystem von Siemens, wurde dieses Ziel noch übertroffen. Seit Beginn der Arbeiten sank der Energieverbrauch des Komplexes um 35 Prozent. Ein Gewinn für die Umwelt und die Wirtschaftlichkeit von Väla gleichermaßen.
„Vor Beginn des Projekts machten wir die Vorgabe, dass sich die Initiativen auch beim Gewinn bemerkbar machen sollten, um ihnen so zu Priorität zu verhelfen“, sagt Fredrik Arvidsson, Betriebsleiter in Väla.
Zum zehnten Mal in Folge zum "Besten Einkaufszentrum" gekürt
Neben den beträchtlichen Energieeinsparungen sollte sich das neue System auch positiv auf den Umsatz in den Läden auswirken. Mit Desigo können in den verschiedenen Bereichen des Einkaufszentrums unterschiedliche Temperatur-, Lüftungs- und Beleuchtungskonfigurationen umgesetzt werden. Daher lässt sich das Raumklima in den Läden nach Bedarf anpassen.
„Für einen Laden, in dem vor allem Oberbekleidungt verkauft wird, ist ein kühleres Raumklima von Vorteil, weil niedrigere Temperaturen zum Kaufen anregen. Ein Laden, in dem Dessous verkauft werden, hingegen profitiert von wärmeren Temperaturen. Und es funktioniert! In Umfragen geben Besucher und Mieter Väla gute Noten für das Innenklima“, sagt Fredrik Arvidsson.
Mit anderen Worten: Die Mieter sehen in den Umweltschutzmaßnahmen und dem verbesserten Innenraumklima im Einkaufszentrum eine lohnende Investition. Im vergangenen Jahr wurde Väla zum zehnten Mal in Folge als bestes Einkaufszentrum Schwedens ausgezeichnet und ließ dabei 29 andere Einkaufszentren hinter sich. Dies ist das erste Mal in der Geschichte des „Fastighetsbarometer“ (Immobilienbarometer), dass ein Einkaufszentrum zehn Jahre in Folge Topnoten von den Mietern erhält.
Gutes Innenraumklima, niedriger Energieverbrauch
Nach dem Beschluss, in Väla ein Projekt zur Senkung des Energieverbrauchs durchzuführen, wurde ein Siemens-Service ausgewählt, bei dem die Techniker per Fernzugriff arbeiten und die Betriebseinstellungen in Echtzeit analysieren und anpassen. Das gewährleistet eine reibungslose Funktion und ein angenehmes Innenraumklima bei möglichst geringem Energieverbrauch.
„Das Desigo-System fragt kontinuierlich den Zustand der Einrichtungen ab und merkt sofort, wenn zum Beispiel eine Lüftungseinheit ausgefallen ist. So können wir Störungen sofort beheben“, erläutert Mats Jönsson, Energie-Controller bei Siemens.
Er ist von Anfang an bei dem Projekt dabei und führte in Väla schon vor Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2012 einige Energiedienstleistungen von Siemens ein. Nur wenige Jahre später wollte Väla den Energieverbrauch weiter senken und investierte daher in weitere High-Tech-Lösungen. Es folgte eine umfangreiche Umgestaltung vom Austausch der Lüftungseinheiten bis hin zur Montage einer Solar-Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, die zur größten ihrer Art in ganz Schweden werden sollte.
Sobald wir unser Ziel erreicht haben, kappen wir symbolisch die Anbindung an das lokale Strom- und Fernwärmenetz.Fredrik Arvidsson, Betriebsleiter in Väla
„Auch die Solaranlage ist mit Desigo verbunden. Auf diese Weise erhalte ich Daten von sämtlichen Anlagen in Väla und kann mir ein umfassendes Bild machen“, so Mats Jönsson.
Er ist überzeugt, dass eine enge Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts von so großen Ausmaßen wie in Väla ist.
„Unsere Energiegruppe, die sich aus dem Betriebsleiter und mehreren Beratern zusammensetzt, trifft alle sechs Wochen zusammen. Bei den Treffen werten wir die letzte Periode aus und setzen neue Ziele. Ich empfinde diese Treffen als sehr angenehme und effektive Art der Zusammenarbeit. Alle haben dasselbe Ziel. Ganz sicher ist dies der Hauptgrund, weshalb unsere Arbeit so erfolgreich ist“, fügt er an.
Betriebssystem laufend weiterentwickeln
Die Energiegruppe entwickelt das Betriebssystem kontinuierlich weiter und trägt damit den neuesten Änderungen in Väla Rechnung.
„Als wir die Energieeinsparmaßnahmen in Angriff nahmen, gab es nur ein einziges großes Gebäude mit 180 Läden. Inzwischen haben wir das Einkaufszentrum erweitert, mehrere neue Gebäude errichtet und Liegenschaften in der Nähe dazugekauft. Von einem reinen Einkaufszentrum haben wir uns zu einem ausgedehnten Gewerbegebiet entwickelt“, sagt Fredrik Arvidsson.
Nach der Montage des neuen Betriebs- und Überwachungssystems wurden klare Ziele gesteckt. Zunächst sollte der Energieverbrauch allein durch eine Optimierung des Systems um 15 Prozent gesenkt werden.
„Heute nehmen wir nur noch kleinere Anpassungen vor, aber in der Anfangsphase waren große Änderungen erforderlich“, erläutert Fredrik Arvidsson.
Das Ziel: Eigenbedarf selber decken
Der nächste Schritt für das Gewerbegebiet ist die Schaffung einer Null-Zone bis 2023. Das bedeutet, dass die Gebäude in Väla in puncto Energieversorgung eigenständig werden müssen. Mit Blick auf die Null-Vision wurde bereits ein Plan umgesetzt, mit dem die eingekaufte Energiemenge um 85 Prozent reduziert werden soll.
„Sobald wir dieses Ziel erreicht haben, kappen wir symbolisch die Anbindung an das lokale Strom- und Fernwärmenetz. Wir haben dann unseren Verbrauch so weit reduziert wie möglich und decken unseren Bedarf selbst“, so Fredrik Arvidsson.
20.02.2020
Bilder: Siemens AG
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