Ein Einkaufszentrum voller Energie
Mit einem eigenen virtuellen Kraftwerk ist das Einkaufszentrum Sello das einzige seiner Art.
Sello im Stadtteil Leppävaara von Espoo ist Finnlands größtes Einkaufszentrum. Bemerkenswert ist, dass es nicht nur Energieeffizienz und einen kleineren CO2-Fußabdruck anstrebt, sondern auch am Energiemarkt aktiv ist. Das von Siemens entwickelte und unterhaltene virtuelle Kraftwerk optimiert den Energieverbrauch und hilft dabei, Spitzenlasten im Verteilnetz auszugleichen.
Der warme und sonnige Frühsommer in Südfinnland war für viele Menschen eine angenehme Überraschung. Einer davon war Olli Paunola, der Gebäudemanager des Einkaufszentrums Sello. Die Solarmodule auf dem Dach sind eine wichtige Komponente des einzigartigen Energiesystems von Sello.
Die warmen, wolkenlosen Tage haben dafür gesorgt, dass weniger Energie von außen zugekauft werden musste.„Mit jedem Sonnentag sparen wir bares Geld“, sagt Paunola.
Mit jedem Sonnentag sparen wir bares Geld.Olli Paunola, Gebäudemanager des Einkaufszentrums Sello
Sello setzt setzt seit vielen Jahren ganz bewusst auf Energieeffizienz. In Anerkennung dieser Bemühungen wurde Sello mit dem European Energy Service Award (EESA) ausgezeichnet und erhielt im Jahr 2015 als erstes Einkaufszentrum in Europa eine LEED Platin-Zertifizierung für Nachhaltigkeit.
Siemens nutzt sein Know-how für die Errichtung eines eigenständigeren Energiesystems im Einkaufszentrum. Das Besondere an dieser Lösung ist, dass Strom nicht nur gekauft und verbraucht, sondern auch gespeichert wird. So ist es möglich, bei Nachfragespitzen im nationalen Versorgungsnetz Strom aus dem Speicher ins Netz zu speisen, um diese auszugleichen.
Gleichmäßiger Energieverbrauch dank Stromspeicher
Das System umfasst ein Microgrid, eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 550 Kilowatt peak (kWp), intelligente LED-Beleuchtung und Stromspeicher mit einer Leistung von rund 2 Megawatt (MW). Es wird von Siemens instandgehalten. Das System trägt dazu bei, dass neben dem Energieverbrauch des Einkaufszentrums auch der Energieeinkauf automatisch optimiert wird.
„Wir speichern Energie für den hauseigenen Stromspeicher, den größten seiner Art in Nordeuropa. Gelegentliche Verbrauchsspitzen oder steigende Marktpreise für Strom können wir über das System kompensieren. Das bedeutet, dass wir den Stromverbrauch im Einkaufszentrum abhängig vom Verbrauch im Netz flexibel regeln können.“
Die Strommenge, die Sello dank seines Energiespeichers einspart, reicht aus, um 20 Einfamilienhäuser einen Winter lang jeden Tag zu heizen.
„Die Speicher nutzen wir, wenn der Strompreis hoch ist. Die mit den Solarmodulen erzeugte Energie setzen wir in der Regel direkt ein. Dadurch müssen wir weniger Strom zukaufen und können unsere Energiekosten senken. Wenn die erzeugte Solarenergie unseren Bedarf übersteigt, speichern wir sie“, so Paunola.
Erhebliche jährliche Einsparungen
Der Speicher kann nachts mit billigem, am Spotmarkt gekauften Strom aufgeladen werden. Die gespeicherte Energie kann dann tagsüber genutzt werden, wenn der Einkaufspreis für Strom höher ist.
„Die Amortisationszeit für unsere Investition in die Erzeugung erneuerbarer Energie können wir praktisch halbieren. Wir sprechen hier von einem Einsparvolumen in Höhe von Hunderttausenden von Euro jährlich“, so der Gebäudemanager.
Statt 34 GWh wie im Jahr 2010 beträgt der Jahresenergieverbrauch von Sello inzwischen bereits weniger als 28 GWh. Und auch die CO2-Emissionen sind gesunken.
Umweltbelange und der CO2-Fußabdruck werden den Kunden und Mietern von Sello immer wichtiger.Olli Paunola, Gebäudemanager des Einkaufszentrums Sello
„Energieeinsparungen sind ein wichtiger Hebel, um der laufenden Gebäudekosten einschließlich der Aufwärtstendenz bei den Mieten Herr zu werden. Umweltbelange und der CO2-Fußabdruck werden den Kunden und Mietern von Sello immer wichtiger“, betont Paunola.
Mit der Servicelösung von Siemens konnten die Wartungskosten gesenkt werden. Alle 3.000 Glühlampen im Einkaufszentrum wurden durch energiesparende Lampen ersetzt.
Ein Schritt in die Zukunft erneuerbarer Energien
Anssi Laaksonen, der Leiter der Abteilung für Gebäudeeffizienz bei Siemens, hat sich in den vergangenen Jahren umfassendes Wissen über die Funktionsweise der intelligenten Gebäudetechnologie im Einkaufszentrum angeeignet. Er beschreibt das virtuelle Kraftwerk von Sello als bahnbrechendes Projekt, das auch international Aufmerksamkeit erregt habe. Das macht Sello zu etwas Besonderem.
„Dies ist eine durch und durch finnische Lösung, die durch Smart Grids von Fingrid möglich wurde. Wir stellen das gesamte System einschließlich Wartung als All-in-One-Service bereit“, sagt Laaksonen.
Mit dem Fortschreiten des Projekts ist die Begeisterung noch gewachsen, auch wenn es zunehmend schwieriger wird, weitere Möglichkeiten für Energieeinsparungen und Verbesserungen zu finden.
Energieeinsparungen von 10 bis 15 Prozent lassen sich leicht erzielen, aber danach wird es erheblich schwieriger.Anssi Laaksonen, Leiter der Abteilung für Gebäudeeffizienz bei Siemens
„Unsere Aufgabe wird von Tag zu Tag herausfordernder. Energieeinsparungen von 10 bis 15 Prozent lassen sich leicht erzielen, aber danach wird es erheblich schwieriger“, sagt Laaksonen.
Auch das finnische Team von Siemens hat neue Perspektiven für die Weiterentwicklung des Projekts eröffnet. In den kommenden Jahren werden virtuelle Kraftwerke in smarten Gebäuden den Bedarf an traditioneller Back-up-Energie reduzieren und der lokalen Wind- und Solarenergie die Tür öffnen.
Anssi Laaksonen: „Das finnische Ministerium für Beschäftigung und Wirtschaft hat das erkannt und dem Projekt Sello Förderungspriorität eingeräumt. Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren ähnliche Projekte umzusetzen.“
Sello im Stadtteil Leppävaara von Espoo, Finnland, hat mehr als 170 Läden und Dienstleister, rund 24 Millionen Besucher jährlich und einen Jahresgesamtumsatz von über 400 Millionen Euro. Eigentümer von Sello sind die beiden Pensionsversicherungsanstalten Elo und Ilmarinen.
Die Zusammenarbeit von Siemens und Sello begann 2003, als Siemens das Gebäudeautomationssystem für das Einkaufszentrum lieferte, das damals noch im Bau war. Seitdem wurde der Komplex um ein umfangreiches Energiemanagementsystem erweitert. Außerdem wurde eine Reihe weiterer gemeinsamer Projekte durchgeführt. Das System umfasst ein vorausschauendes Heizungssystem für die Außen- und Eingangsbereiche, das auf Basis der Wetterbedingungen geregelt wird.
Neben Energieeinsparungen konnten auch Verbesserungen bei der Innenluftqualität in den Restaurants und Verkaufsräumen erzielt und so mehr Komfort für die Kunden geschaffen werden.
28.02.2020
Bilder: Siemens AG
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